Bubenträume. Sebastian Liebowitz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sebastian Liebowitz
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742791887
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      Sebastian Liebowitz

      Bubenträume

      Heitere Geschichten

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Hoher Besuch

       Die Huren von Babylon

       Der schiefe Turm von Bürgi

       Bernie

       Lehrer Patens

       Schuschu

       Urlaubsgrüsse aus der Türkei

       Aller Metal ist schwer

       Zürich

       Vom Vollstopfen und Abwursten

       Künzli & Co.

       Der Gehörsturzdämon

       Nicht für die Schule lernen wir

       Bandprobe und Bandprobleme

       Bürgi reisst aus

       Häbi

       Vierzehn und achtzehn

       Bernie im Höhenflug

       Ein haariger Fotoshoot

       „KISS“ kommt

       Bürgi

       Vaterlandsverteidigung

       Highway to Basel

       Klogeflüster

       Basler Nächte..

       Nachwort

       Impressum neobooks

      Hoher Besuch

      Ich wusste gleich, dass etwas im Busch war, als ich in die Küche kam. Wenn Mama ihr Weinglas auf dem halben Weg zum Mund in der Luft hängen liess, verhiess das nichts Gutes. Und daran sollte sich auch heute nichts ändern.

      „Tante Marta und Patenonkel Theobald kommen heute Nachmittag zu Besuch, dass du’s nur weisst“, verkündete sie.

      Ich stöhnte auf.

      „Oh Mama, muss das sein?“

      „Nichts, ‚Mama‘. Die beiden kommen schliesslich selten genug, da wirst du die paar Stündchen schon noch aushalten.“

      So ein Pech aber auch. Dabei hatte ich mich gerade rausgeputzt. Meine Haare sorgfältig mit Gel gestylt, mein bestes, wenn auch bereits schon etwas mitgenommenes T-Shirt übergezogen und mich in meine Lieblingsjeans gestürzt. Eigentlich weniger „Lieblings“-Jeans als „Einzige“-Jeans, weshalb die Dinger auch schon recht ramponiert waren.

      „Verdammt Mama, und dabei wollte ich heute Nachmittag noch mit Bürgi und Thuri los“, jammerte ich.

      „Bei uns wird nicht geflucht, verdammt nochmal, wie oft muss ich dir das noch sagen. Und jetzt sieh zu, dass du dein Zimmer aufräumst, ich will mich wegen deinem Saustall nicht schämen müssen, hörst du?“

      Mein Blick glitt über den Küchentisch, auf dem sich die die leeren Bier- und Weinflaschen ein Stelldichein gaben und dann zu Papa, der mit dem Kopf in einer Bierpfütze vor sich hin schnarchte. Nach kurzer Überlegung nahm ich das Geschirrtuch vom Haken über der Spüle, faltete es zusammen und schob es Papa unter den Kopf. Als ich seinen Kopf zurück auf die Tischplatte legte, brabbelte er etwas Unsinniges vor sich hin. Zumindest glaube ich, dass es etwas Unsinniges war, bei „Müllemüllemülle“ kann man sich da nie ganz sicher sein.

      Als ich wieder aufsah, begegnete ich Mamas Blick. Sie schüttelte empört ihren Kopf.

      „Und wie du wieder aussiehst. Kein Wunder, dass die Leute über uns reden, wenn du ständig wie ein Landstreicher herumläufst.“ Sie warf Papa einen vorwurfsvollen Blick zu. „Naja, man brauchst sich ja nicht zu wundern, von wem du das hast.“

      „Das trägt man heute so, Mama, meine Freunde laufen auch nicht anders rum.“

      „Ha, Freunde. Ich würde diesen Vollidioten auch alles nachmachen, wenn ich dich wäre. Am Ende landest du noch in der Gosse, jawohl. Deine Brüder würden nie so rumlaufen, das kannst du mir glauben.“

      Die alte Leier konnte ich schon nicht mehr hören. Seit meine Brüder auf See waren, liess Mama nichts auf die beiden kommen. Ihre Wertschätzung den Halunken gegenüber wuchs proportional zur Distanz, die sie von zuhause weg waren. Grad, dass sie die beiden nicht noch heiligsprechen und auf „Cherubim und Seraphim“ umtaufen liess. Da war es wohl besser, wenn ich das Gespräch auf unverfänglichere Themen lenkte.

      „Wann kommen Tante Marta und Onkel Theo denn?“

      „Um zwei Uhr sind sie da“, sagte Mama und griff nach der Zigarettenschachtel. „Dass bis dahin alles Tipp-Topp ist, hörst du?“

      Ich überschlug schnell die Zeit. Wenn ich mich jetzt gleich ans Aufräumen machte, konnte ich es immer noch auf drei Uhr schaffen. Eine Stunde Zwangsanwesenheit bei der Familienzusammenführung musste genügen.

      Dumm nur, dass Tante Marta da auch noch ein Wörtchen mitzureden hatte.

      Oder auch zwei oder drei.

      „Ja, sieh an, der kleine Sebastian ist ja auch noch da“, rief sie und drückte mir einen feuchten Schmatzer auf die Wange. Und während mir ihre Spucke die Wange hinunterlief, hielt sie mich auf Armlänge vor sich, fixierte meine Arme und begann einen Fragenkatalog herunterzuleiern, bei dem ich zwar nicht zu Wort kam, es aber trotzdem so aussah, als könne Tante Marta die Antworten auf ihre Fragen irgendwie von meinem Gesicht ablesen. Vielleicht ist an der Gedankenübertragung ja doch was dran. Sonst bin ich ja eher skeptisch,