Doppelte Fährte. Günther Tabery. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günther Tabery
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738067880
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      Günther Tabery

      Doppelte Fährte

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       1

       2

       3

       4

       5

       6

       7

       8

       9

       10

       11

       12

       13

       Impressum neobooks

      1

      Martin schlenderte die Hauptstraße entlang und blickte neugierig in die weihnachtlich geschmückten Schaufenster. Er war schon oft in Heidelberg gewesen, aber dieses Mal rührte ihn die Szenerie besonders an. Es waren warme Kindheitserinnerungen, die ihm in den Sinn kamen, als er in die hell erleuchtenden Auslagen sah. Glückliche und ungetrübte Tage waren es gewesen, als er als kleiner Junge von Weihnachten träumte. In voller Vorfreude auf die vielen kleinen Geschenke mit dem Duft der Zimtsterne in der Nase, die seine Mutter so gut backen konnte. Ihn durchzog ein warmes Gefühl der Geborgenheit, das er früher oft erlebt hatte. Er dachte voller Liebe an seine Mutter, die letztes Jahr verstorben war. Ihr zu Ehren zündete er eine Kerze in der Heiliggeistkirche an und betete ein „Gegrüßet seist du Maria“. Weihnachten war immer etwas außergewöhnlich Schönes und dafür war er seinen Eltern dankbar. Auch dieses Jahr waren die Festtage besonders wichtig für Martin, denn am zweiten Weihnachtstag hatten Veronika und er ihren fünften Jahrestag. Veronika, die in den letzten Jahren zur wichtigsten Person in seinem Leben geworden war. Nun wollte er ein passendes Geschenk für sie finden. Er promenierte die Fußgängerzone entlang, im Gleichschritt mit den unzähligen Menschen, die ebenso auf der Suche nach Geschenken waren. Hier und da blieb er vor einem Schaufenster stehen, wenn ihm etwas in die Augen stach, aber nichts war bisher das Richtige gewesen. Dabei interessierten ihn die kleinen, urigen Läden mehr, in denen man oft seltene Kostbarkeiten finden konnte, als die großen Kaufhausketten, die es ohnedies in fast allen großen Städten zu finden gab. Als er am Karlsplatz angekommen war, wurde er von einem jungen, gutaussehenden Paar angesprochen. Sie mochte vielleicht Ende zwanzig sein, hatte blonde, kinnlange Haare und war dezent und stilvoll geschminkt. Er war nur unwesentlich älter mit einem charmanten, offenen Lächeln. Ihre Kleidung war dynamisch und sportlich.

      „Hast du eventuell fünf Minuten Zeit?“, eröffnete die Frau und lächelte Martin freundlich an. „Du bist bestimmt auch auf Geschenksuche?“

      Martin war etwas überrascht von der direkten Ansprache, blieb aber sofort neugierig stehen.

      „Kommst du aus Heidelberg?“

      „Nein, ich komme aus Bruchsal und bin nur zum Einkaufen hier“, antwortete Martin wahrheitsgetreu.

      „Ah ja, da ist Heidelberg das Richtige. Hier in der Altstadt kann man sehr schöne Geschenke finden.“ Wieder lächelte sie Martin an. „Ich bin übrigens aus Forst, das ist ja gleich um die Ecke von Bruchsal. Das ist ja ein Zufall! In Bruchsal bin ich regelmäßig. Die Stadt gefällt mir auch sehr gut. Und, hast du schon etwas Passendes gefunden?“

      „Nein, noch nicht.“ Er zuckte leicht mit dem Kopf.

      „Na, dann haben wir hier vielleicht das Richtige für dich.“ Sie hielt einen Stapel Karten in der Hand, die sie Martin präsentierte. „Wenn du magst, dann kannst du eine Karte ziehen. Es ist ein Gewinnspiel. Vielleicht hast du ja Glück?“

      Automatisch griff Martin zu und zog ein Los. Auf der einen Seite der Karte waren drei Felder gekennzeichnet.

      „Jetzt musst du die drei Felder aufrubbeln. Dann werden wir sehen, was du gewonnen hast.“ Sie griff in ihre Tasche, nahm ein Fünf-Cent-Stück heraus und reichte es ihm. Martins Augen weiteten sich, nachdem er sah, was auf den drei Feldern abgebildet war. „Was ist, wenn dreimal eine Sonne zu sehen ist?“ Wieder zuckte er leicht mit dem Kopf.

      Die Frau wirkte erstaunt: „Aber das kann nicht sein. Du hast bestimmt keine drei Sonnen auf der Gewinnkarte.“ Ungläubig und kopfschüttelnd nahm sie seine Karte in die Hand. Sie holte tief Luft und rief freudig ihrem Kollegen zu: „Rainer, schau mal, das kann nicht wahr sein. Dieser Mann hat unheimliches Glück!“ Sie wandte sich wieder an Martin: „Das ist der Tagesgewinn! Drei Sonnen bedeuten, dass du einen unserer Hauptpreise gewonnen hast. Diese Karte gibt es nur einmal am Tag. Das ist ja unglaublich!“ Sie zückte einen Kugelschreiber und drehte die Gewinnkarte um. „Schau her. Du hast hundertprozentig einen der folgenden Gewinne gewonnen.“ Um ihre Aussage zu festigen, schrieb sie die Zahl Hundert mit dem Prozentzeichen auf die Karte. „Entweder hast du ein Handy gewonnen oder eine Digitalkamera oder 350 € in bar. Das ist der Hauptgewinn.“

      Martin konnte es kaum fassen. Er hatte wirklich Glück gehabt. Vielleicht konnte er somit Veronika eine zusätzliche Freude machen.

      Sie wiederholte das Gesagte nochmals und fuhr fort: „Das einzige, was du tun musst, ist, in das Hotel `Svenson-Wellness-Palace´ zu gehen, dort eine Führung durch das Hotel mitzumachen und dir anschließend deinen Preis abzuholen. Das dauert nur eineinhalb Stunden. Und dann bekommst du hundertprozentig den Preis.“ Dabei tippte sie wieder auf die Karte. „Welchen der drei Preise du bekommst, erfährst du erst dort. Denn anschließend nach der Führung wird dieses kleine Feld aufgerubbelt, worauf entweder A, B oder C steht. Das entscheidet dann, welchen Preis du bekommst.“ Sie strahlte ihn an.

      Martin zögerte. „Ja, ich weiß nicht so recht.“ Er war etwas ungläubig, aber gleichzeitig freudig erregt, durch die Aussicht auf den fest zugesagten Gewinn.

      „Ach, du hast doch bestimmt Zeit und gerade nichts weiter vor, oder?“ Sie berührte ihn am Arm.

      Sein linkes Auge zwinkerte etwas. Zögernd fragte er: „Ja, und wo ist dieses Hotel?“

      „Das Hotel ist gleich hier um die Ecke in Dilsberg, oberhalb von Heidelberg.“

      Martin wirkte erschrocken. Doch bevor er etwas dazu sagen konnte, fuhr sie fort: „Aber da musst du dir keine Sorgen machen. Wir fahren dich kostenfrei dorthin und auch wieder zurück.“

      „Ich weiß nicht so recht. Aber das ist ja wirklich ein Glück, nicht?“, stammelte Martin.

      „Ja richtig. Also willst du den Preis haben? Du musst mindestens fünfunddreißig Jahre alt sein. Aber das bist du ja.“ Wieder lachte sie ihn an. „Also steht dem nichts entgegen!“

      „Also gut.“ Martin stimmte in das Lachen ein.

      Die