Schneeflöckchen Weißröckchen. K. Spitschka. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: K. Spitschka
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847643654
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erlitt in der Nacht vor unserem Heimflug einen Nervenzusammenbruch und musste von einem Arzt behandelt werden. Unglaublich! Vollgepumpt mit was-weiß-ich hat sie danach nur geschlafen. Am nächsten Tag saß sie leichenblass neben mir im Flugzeug und machte schon wieder ein Nickerchen!

      Vertieft in ein buntes Blättchen, erschreckte sie mich dann mit einem langgezogenen „Naaaaaa?“ Sie sah aus als wollte sie auf eine Halloween Party!

      „Puh! Ich bin noch immer sehr müde! Was hat mir der Arzt gegeben? War das überhaupt ein Arzt?“ Ich reichte ihr die Wasserflasche.

      NACH DIESEM URLAUB BRAUCHE ICH ERSTMAL URLAUB!

      Sie trank einen großen Schluck und zog fröstelnd ihre Jacke an. „Mezri und ich haben Schluss gemacht! Wir versuchen Freunde zu bleiben und werden auf jeden Fall Kontakt halten. Ab jetzt werde ich nicht mehr darüber reden! Klar?“

      Ich nahm sie in den Arm, soweit das in einer ‚Tunis Air‘ möglich ist. „Okay!“

      Wieder zu Hause, war die Wäsche schnell gewaschen, die Mails gecheckt. Der AB war völlig von Micks Ansagen überfordert. Er könne nicht mehr arbeiten, er fühle sich krank, er hasste mich, er liebte mich, er wollte nicht mehr leben, solche Weiber wie mich gäbe es wie Sand am Meer, usw. Es war mir egal! Viel schlimmer war, dass ich Ben nicht erreichen konnte! Heute begann unser Wochenende!

      Um mich abzulenken rief ich bei Halu zu Hause an.

      „Hallo! Hier ist Lisa, ich bin eine Freundin von Hans-Ludwig. Könnte ich ihn bitte sprechen?“ „Es tut mir leid, aber mein Sohn ist im Krankenhaus“. „Du lieber Gott! Was ist denn passiert?“ fragte ich erschrocken. „Er hat eine sehr schwere infektiöse Grippe“ sagte die Frau. Ich bat sie um die Anschrift des Krankenhauses und fragte, ob ich mich nochmal bei ihr melden dürfte um mich über Halus Zustand zu informieren. Sie fing an zu weinen und sagte „jederzeit!“

      Ich rief Jackson an und erzählte ihr von dem Gespräch. „Weißt du was? Ich habe von unserer ersten Tunesienreise jede Menge lustige Fotos. Wir schreiben ihm und legen ein paar von den Bildern dazu. Das freut ihn bestimmt. Und wir laden ihn zu uns nach Bremen ein! Er kann bei mir wohnen und mir den ‚David‘ machen!“ lachte sie.

      „Welchen David?“

      „David Bowie!“

      Wir verabredeten, die Sache Dienstag in Angriff zu nehmen. Danach stöberte ich lustlos in meinem Kühlschrank auf der Suche nach Essbarem. Ich trug nur einen weißen Body und war barfuß als es klingelte. Mit einem halb ausgeschlabberten Schokopudding in der Hand, sah ich durch den Türspion.

      WAS FÜR EIN BLUTDRUCKBESCHLEUNIGER!

      Ich öffnete die Tür und fiel Ben samt Puddingbecher in die Arme. Wir schafften es gerade noch die Tür zu schließen, dann drückte er mich an die Wand, küsste mich und riss meinen Body entzwei.

      Lange Zeit danach lagen wir auf meinem Bett und lauschten dem vorwurfsvollen Knurren aus Bens Magen. „Ich bestell‘ uns eine Pizza!“ sagte ich, stand auf, ging zum Telefon und machte eine ‚Deliziosa mit Pepperoni XL‘ klar. Ben meinte, ich hätte den knackigsten Hintern den er je gesehen hatte.

      UND ICH DROHE MANCHMAL BEI DEINEM ANBLICK ZU ERBLINDEN!

      Ich hatte in der Küche noch eine schöne Flasche Rotwein. Mit zwei Gläsern in der Hand schlüpfte ich wieder ins Bett. „Wieso hast du dich nicht gemeldet? Ich bin seit Mittwochnacht wieder zu Hause!“ Er öffnete die Flasche und schenkte uns ein.

      „Ich musste einiges klären. Tut mir leid. Ich hatte nur Ärger in den letzten Tagen. Komm‘ her!“ Ich legte mich zu ihm und er hielt mich ganz fest.

      „Zuerst mal sollst du wissen, dass du dich auf mich verlassen kannst! Hundert pro! Klar? Auch wenn ich mich nicht melde! Ich hatte am Wochenende die Kids. Weißt du ja. Alles lief bestens. Wir waren zwei Tage auf dem Spielplatz. Das Wetter war super. Matschen ist gerade total hipp! Ein Mords Spaß! Wir haben gekuschelt, schön geschlafen, Schokoladenbrei zu Papas Favoriten gekürt and so on!“

      Er lächelte glücklich. „Die freie Wand zwischen Badezimmer und Küche haben wir mit Fingerfarben getoppt!“ Noch mehr lächeln.

      „Am Sonntag habe ich die zwei pünktlich um 18Uhr zurückgebracht. In Roberts Auto! Als wir ankamen waren meine Eltern da. Sie saßen richtig nett mit Markus und Claudia zusammen am Kaffeetisch. Markus hat sich sofort die Kids gekrallt und ist mit ihnen in ihr Zimmer.

      Mein Vater sagte: „Gut dass du alleine kommst! Es ist eine Unverschämtheit, dass du jedes Mal dieses Mädchen mitbringst. Wie kannst du Claudia das antun? Hast du garkeinen Charakter?“

      Ich dachte ich hätte mich verhört! Ich habe Claudia gefragt, ob sie das tatsächlich so sieht und sie meinte, eine weitere Bezugsperson wäre nicht gut für die Kinder!“

      Er klatschte mit der Hand aufs Bett. „ Ich bin ohne Worte gegangen! Ich musste mich echt beherrschen. Am liebsten hätte ich aus der Bude Kleinholz gemacht!“

      Ben trank einen Schluck und erzählte weiter. „Am Montag hat mein Vater wieder damit angefangen. Vor Kollegen! Das hätte ich nun davon, bla, bla... riesen Ärger mit der Familie! Das wäre die Konsequenz wenn man seine Frau und die Kinder in Stich ließe! Ich habe ihn gepackt, in sein Büro gezerrt und ihn auf seinen Stuhl gehockt. Ich habe ihm klipp und klar gesagt, dass ich Claudia nie wollte und sie mich auch nicht. Um die Kinder werde ich mich kümmern bis sie mich nicht mehr brauchen und … wenn er noch einmal über dich lästert, haue ich ihm in die Fresse! Ich habe gesagt, dass ich dich liebe… so lange ich lebe“.

      KUSS, …

      KUSS, …

      KUSS, …

      „Ich verstehe nicht wie manche das hinkriegen. Patchworktechnisch! Ich halte das nicht mehr lange aus, dass sage ich dir! Als nächstes verkaufe ich den Camaro. Ich brauche eine Familienkutsche. Dann muss ich mich nochmal mit Claudia alleine unterhalten. Wir sind doch alle erwachsen verdammt!“

      Es klingelte. Ben ging nackt die Pizza holen!

      Zuerst aßen wir schweigend. In meinem Kopf schwirrten böse Gedanken! „Das ist ja schrecklich! Es kann ja kaum noch schlimmer kommen!“

      „Aber natürlich! Claudia kann mir wegen den Besuchszeiten ziemlich viele Steine in den Weg legen. Dann müsste ich mir doch einen eigenen Anwalt nehmen!“

      Am Montag saß ich mit Irmi, Noah und Luis in der Kantine. Zufrieden registrierte ich, dass sich Luis nur einen Salat geholt hatte. Ich fragte ihn, ob er unser ‚Projekt‘ schon gestartet hätte und zwinkerte ihm verschwörerisch zu.

      „Gleich am nächsten Tag Frau Bäumel!“

      Irmi sah von mir zu Luis und wieder zu mir. „Was für ein Projekt?“

      Ich lächelte Luis an. „Betriebsgeheimnis!“

      Die Jungs standen auf, räumten ihr Geschirr weg und gingen zurück an ihren Arbeitsplatz.

      „Dieser Noah macht mich krank!“ keifte Irmi. „Er hat immer das letzte Wort! Der blöde Arsch weiß alles besser! Dauert nicht mehr lange, dann haue ich ihm eine aufs Maul! Ich hab’s der Werner gesteckt aber die behauptet ich wäre kompetent genug um mir das Bürschchen zurechtzubiegen! Ich? Die Kuh will doch bloß nichts damit zu tun haben!“

      Ich nahm mein Tablett in die Hand und sagte: „Wir geben ihm noch eine Woche, dann schieben wir ihn ab! Das verspreche ich dir!“

      Abschieben hieß, den Knaben in eine andere Abteilung zu versetzen. Zum Beispiel in den Versand. Auch die Regierung wusste, dass wir an der Front keine Affen brauchen konnten sondern lernfähige, aufgeschlossene Leute die perfekt mit Kunden umgehen konnten.

      „Ich war übrigens mit Jochen essen. War ganz nett. Eigentlich ist der Typ richtig süß. Ein bisschen bieder vielleicht. Er fährt Motorrad und ist auch Hundeführer bei der Polizei!“

      „Lass das Robert vorsichtshalber noch nicht wissen. Bei dem habe ich ein komisches Gefühl! Nicht dass der dir blöd kommt,