Schneeflöckchen Weißröckchen. K. Spitschka. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: K. Spitschka
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847643654
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Trotzdem! Ich darf nicht daran denken. Aber ich hab’s Jack nun mal versprochen!“

      Halu hatte dafür Verständnis. „Da habe ich es leichter. Ich bin eben nur ein ‚Verhältnis‘. Tja! Ich kann in Urlaub fahren wann ich will. Das kümmert keinen!“ sagte er verbittert. Er war noch immer sehr in den Mann der sich nicht entscheiden konnte verliebt.

      „Wir machen es uns in der Woche richtig schön, was meinst du?“ versuchte ich zu trösten. „Ben wäre sehr gerne mitgeflogen, aber er kriegt im September auf keinen Fall frei. Da hat seine Firma Hochsaison!“

      „Wieso will Jack eigentlich nur eine Woche mit Mezri verbringen? Seit die beiden zusammen sind, ist doch Holland in Not, oder nicht?“ fragte Halu.

      „Keine Ahnung! Unsere Freundschaft brennt derzeit auf Sparflamme! Ich werde aus der Frau nicht schlau! Sie lässt es momentan ziemlich krachen! Ständig andere Kerle! Seit sie Mezri ihren Eltern vorgestellt hat, ist sie angeknockt! Sie hat geglaubt, wenn es hart auf hart kommt, werden ihre Eltern sie trotz allem nicht hängen lassen. Haben sie aber!

      Jack schreibt Mezri nach wie vor jeden Tag und geht brav zum Englisch. Sie gibt sich cool, aber ich spüre, dass sie in Wahrheit richtig fertig ist. Außerdem haben sich die zwei das wesentlich einfacher vorgestellt mit dem Traumjob im Hotel. Bisher hat Mezri für Jack nichts gefunden und ihre Eigeninitiativen im Internet funktionieren anscheinend auch nicht wirklich. Wenn wir uns treffen ist sie Kacke drauf! Entweder es geht um ihr Zukunftsprojekt, oder um irgendwelche Nichtigkeiten. Da reicht‘s schon wenn in ihrem Caipi zu wenig Minzeblätter sind! Hätte ich nicht gefragt, wann genau wir nach Tunesien müssen, ich glaube die hätte das glatt vergessen!“

      „Hör‘ auf! Nie im Leben!“ lachte Halu.

      „Wenn ich’s dir sage! Irgendwie ist sie ausgetickt! Vor einiger Zeit hat sie sich mit Mick verabredet. Ich dachte, sie wollte mit ihm in die Kiste. Auch das traue ich ihr zu! Aber nein! Sie hat ihren ganzen Frust an ihm ausgelassen! Öffentlich bei unserem Lieblingsitaliener! Der Wirt hat sie rausgeschmissen, nachdem sie meinem Ex ihr Getränk ins Gesicht geschüttet hat! Am nächsten Tag rief mich Mick an und machte mich zur Schnecke weil Jack so viel über unsere Beziehung wusste!“ „Quatsch! Richtig gute Freundinnen erzählen sich alles! Schau‘ uns beide an! Gut, dann laufe ich morgen mal ins Reisebüro. Wie gehabt! Sahara Beach Hotel. Monastir. Geil! Ich freu‘ mich!“

      Nach Heike fragte ich erst gar nicht. Das Mädel war seit dem Vorfall in Hamamed vor Halu auf der Flucht. Er hatte sie vor einiger Zeit angerufen und gefragt, ob sie ein zweites Mal mitkommen wolle. Sie sagte, wir entsprächen alle drei nicht ihrem Status! HA!

      Meine neuen AZUBIS waren zwei pickelige Jungs.

      Luis Bremmer. Übergewichtig mit zu enger Kleidung und erbärmlicher Akne.

      Noah Hertzer. Schlank und allwissend! Er brachte mich zur Weißglut! Immer das letzte Wort! Er wusste grundsätzlich über meine Arbeit besser Bescheid als ich!

      Claudia Schäfer und Alena Gerl befanden sich seit Montag in Augsburg zu einem dreimonatigen Kurs. Ich überlegte, wie ich Luis dazu bringen konnte, Klamotten in seiner Größe zu tragen, ohne dass er sich vor Scham vor einen Zug warf wenn ich ihn darauf ansprach!

      Fitness Studio …. Vielleicht könnten wir ….

      „Ich werde noch irre! Bitte sag‘ mir auf der Stelle was du zu Tinas Hochzeit anziehst!“ unterbrach Irmi meine Gedanken. Sie warf sich in meinen Besuchersessel und sah mich erwartungsvoll an.

      „Zum Mittagessen gehe ich im Smoking und abends trage ich ein kleines schwarzes Kleidchen“.

      Ihr Gesichtsausdrück erinnerte an eine wiederkäuende Kuh auf der Weide. „Einen Smoking?“

      „Ja! Einen schwarzen Smoking mit einer sehr tiefdekolletierten, stocksteifen weißen Bluse. Um den nackten Hals werde ich mir eine Fliege binden. Abends habe ich mir ein Kleid geliehen. Es ist schwarz, mit einem Bustier zum Schnüren und am Hintern hat es Rüschen. Sowie die Kleider der Damen aus den Salons in alten Cowboyfilmen. Nur ist das Kleid kurz“.

      Ich konnte es nicht leiden, wenn man mit meinem Sessel dauernd hin und her wippte. Das hielt der alte Kerl nicht mehr aus. „Kannst du bitte mit deinen Turnübungen aufhören. Den Sessel brauche ich noch!“

      „Also ich kann mir nicht vorstellen dass ein Smoking gut aussieht. Geht Ben auch mit?“

      Ich stand auf, öffnete demonstrativ die Tür und blieb auffordernd stehen. „Ja und er trägt auch einen Smoking. War’s das jetzt? Kannst du gehen? Ich habe noch einiges zu tun!“

      Irmi bewegte sich nicht. „Ich finde es gemein dass Tina Robert nicht eingeladen hat!“

      AHA!

      „Stell‘ dir einfach mal vor, Rambo wäre dabei. Ich glaube, da könnte Robert Probleme kriegen. Außerdem kennt Tina Robert doch gar nicht.“

      „Und wer soll dieser Rambo sein?“ KLEINES DUMMCHEN!

      „Peters Arbeitshund. Hallo? Rauschgiftdezernat! Kripo?“

      Endlich hörte sie auf, mit ihrem Arsch die Sprungfedern aus meinem Sessel zu wetzen!

      „Du bist blind! Und jetzt erklärst du mir hier die Farben oder was?“ giftete mich die Alte an.

      HÄ?

      „Sag‘ mal, was hast du heute eigentlich gefrühstückt?“

      „Weißt du was Lisa? Leck‘ mich!“, rief sie und rauschte hinaus.

      MANN! MANN! MANN! Die sollte sich zusammen mit Jackson ein Plätzchen im Irrenhaus suchen!

      Da kam mein lieber Luis herein und brachte die Post. „Danke. Setzen sie sich doch bitte. Ich habe neulich bei unserem ersten Gespräch vergessen zu fragen, ob man sie überall im Betrieb herumgeführt hat?“ Ich wusste nicht an was es lag, aber auch er begann herum zu zappeln! Der Sessel stemmte sich mit ganzer Kraft dagegen!

      „Nein. Ja. Also, ich weiß nicht genau!“

      „Gut! Dann drehen wir ne Runde! Ich habe gerade Zeit! (eigentlich nicht!) Noah soll im Callcenter weiterarbeiten; er kann sich Nachmittag alles von Frau Windisch zeigen lassen. (Die passen auch viel besser zusammen!) Na los! Kommen sie!“

      Wir beide gingen durch sämtliche Räume. Ich erklärte dem jungen Mann alles was er wissen musste. Er war sehr interessiert. Nett. Ausgesprochen höflich.

      „So. Das ist unser Gebetsraum. Wenn sie Moslem sind, können sie hier beten. Sehen sie, dort liegt ein Koran. Und eine Bibel. Sie können sich als Christ hierher zurückziehen. Egal, der Raum ist jedenfalls zum Beten gedacht. Weiter hinten auf demselben Flur befindet sich ein Zimmer mit einer Liege. Da kann man sich hinlegen wenn man sich nicht gut fühlt. Und das da ist unser Fitness Studio!“ sagte ich und öffnete eine Doppeltüre.

      Luis staunte!

      „Während den Pausen kann man hier drin super trainieren, aber auch in der Freizeit. Dadurch dass wir in Schichten arbeiten, ist das Studio immer geöffnet. Das heißt, sie sparen sich das private Fitness Studio und zahlen somit keinen Monatsbeitrag. Klasse was?“

      Ich hatte Luis Neugierde geweckt! Er zog die Schuhe aus und ging ehrfürchtig durch den großen Saal, der mit modernsten Geräten bestückt war. Zwei Männer aus dem Betrieb trainierten gerade zusammen und grüßten.

      „Sehen sie mal Luis, hier an der Theke kann man sich einen Ernährungs- und einen Trainingsplan nehmen. Dienstag und Donnerstag ist den ganzen Tag ein Trainer da! Auch am Abend! Der erklärt einem dann die optimale Vorgehensweise. Zum Beispiel wenn man abnehmen möchte, oder so! Hier in diesem Automaten befinden sich Getränke. Kleingeld sollte man also immer dabei haben. Ich nehme mir meistens was von zu Hause mit, aber das kann jeder machen wie er will. Die Geräte werden regelmäßig gewartet. Wenn was nicht in Ordnung ist, einfach Zettel drankleben, der Hausmeister kümmert sich dann. Na? Was sagen sie?“

      Luis strahlte begeistert und zog seine Schuhe wieder an. „Wissen sie, ich wollte schon lange in ein Fitness Studio gehen. Aber so wie ich aussehe?