Schneeflöckchen Weißröckchen. K. Spitschka. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: K. Spitschka
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847643654
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für unseren hervorragenden Geschmack was das Design anging und die grandiose Leistung alles an einem Nachmittag geschafft zu haben.

      Nach dem Essen, testeten wir die neue Matratze. Wir kuschelten uns zusammen und redeten. Bens Probleme wurden nicht kleiner. Seine Bitte um Versetzung in den Hauptsitz der Firma wurde abgelehnt. Ben glaubte, dass dabei sein Vater die Hand im Spiel hatte. Die beiden hatten sich nichts mehr zu sagen!

      Für Ben war das schrecklich. Er wollte diesen Stress nicht. Er war sehr harmoniebedürftig und liebte das Zusammensein mit seiner Familie. Bens Mutter war ähnlich drauf wie der Vater. Sie beschwerte sich, dass Claudia die Kinder immer öfter bei ihr parken würde. Thomas und Daniel stellten ihre Bude auf den Kopf. Zwei Kinder auf einmal waren ihr zu viel. Bens Ma war damit total überfordert.

      Das würde Ben in Kürze ändern. Gleich nächste Woche wollte er mit Claudia planen, wer wann die Kinder übernehmen sollte. Wenn er die Kids womöglich schon nächstes Wochenende haben würde, bräuchte er mein Auto. In den Camaro passten keine Kindersitze.

      „Kein Thema!“ schnurrte ich und versuchte seine trüben Gedanken zu verscheuchen.

      Als mich morgens Bens Wecker anschrie war mein Lover bereits fort. Er hatte mir Frühstück gemacht und einen Brief geschrieben.

      ‚Weißt du, ich habe Angst aufzuwachen und alles war nur ein Traum. Ich weiß nicht, wie ich die Woche ohne dich überstehen soll. Ich bin süchtig nach dir! Ich liebe dich so sehr! Ich rufe dich abends an meine Schöne. Dein Ben.‘

      Wie soll man frühstücken, wenn man heulen muss!

      Ich ging ins Bad, räumte die Wohnung auf, roch ausgiebig an Bens Kissen und fuhr zur Arbeit.

      Auf dem Flur zu meinem Büro sah es aus wie auf einer Krankenhausetage. Überall Blumen! Mick war nur noch peinlich! Ich besorgte mir wütend aus dem Kopierraum einen großen Karton, in den ich sage und schreibe NEUN Fleurop Grüße hineinstopfte! Hinter dem Bürogebäude befand sich ein Container. Ich machte mich auf den Weg!

      Unterwegs lief mir Irmi in die Arme. COLOURBLOCKING! War die Frau denn farbenblind? Sie sah neugierig in meine Schachtel und verzog böse das Gesicht. „Sag‘ mal schämst du dich nicht? Du bist eiskalt!“ keifte sie.

      Kurzerhand drückte ich ihr das Zeug in die Arme. „Bitteschön! Werde glücklich damit!“, sprachs und stöckelte in mein Büro. So! Mick! Jetzt bist du fällig!

      Er ging sofort an sein Telefon als er meine Nummer erkannte. „Schnuffel! Ich wusste, dass du …“ Ich zerquetschte beinahe den Hörer. „Mick, ich möchte bitte, dass du aufhörst mir Blumen zu schicken. Hier sieht‘s aus wie in einem Krankenhaus oder auf einem Friedhof. Das kostet dich nur unnötig Kohle!“

      Zuerst hörte ich ihn nur atmen, dann schrie er los. „Hast du dich also entschieden, du blöde Schlampe? Du hast gesagt, du gibst uns noch eine Chance! Hast du völlig den Verstand verloren?“ Unter diesen Umständen, beendete ich das Gespräch und legte auf.

      FEHLER! Mick rief im Zehnminutentakt an! Mal versuchte er freundlich zu sein, heulte, oder beleidigte mich. Ich beschloss nicht mehr ans Telefon zu gehen, schaltete für unsere Kunden eine Hinweisansage auf eine andere Telefonnummer und damit war für mich das Thema Mick vorerst erledigt.

      Als ich das Handy ausmachen wollte, erreichte mich gerade noch eine SMS von Jack.

      SUNDOWNER. BEI MIR. 18UHR. JACK

      Frau Werner guckte neugierig zur Tür herein und wollte wissen wieso bei mir eine Ansage lief. Ich erzählte ihr kurz das Ende meiner Beziehung zu Mick und dessen Blumenterror. Sie bedauerte das und drückte mir zwei weitere AZUBIS aufs Auge. „Zur Zerstreuung! Ich werde ihnen die beiden morgen vorstellen. Hoffentlich haben wir mit ihnen genauso viel Glück wie mit Alena und Claudia“. Da hatte sie Recht. Die Mädels konnte man inzwischen problemlos auf die Kundschaft loslassen.

      Ich eilte gleich nach Dienstschluss im Kostümchen zu meiner Freundin. Es war erst 17Uhr15 als ich bei ihr ankam, aber das dürfte wohl egal sein. Ich musste dreimal klingeln, bis mir der …. FERNSEHMANN! die Tür öffnete. Er grinste blöde, schlich an mir vorbei und lief die Treppe runter. Jack stand nackt in ihrem Flur!

      „Was genau ist hier los?“ fragte ich entsetzt. Sie zog sich Shorts und Hemdchen über und sagte sie müsse sich schließlich irgendwie abreagieren.

      „ABREAGIEREN? Aber, aber hattest du nicht Filzläuse von dem?“ sagte ich fassungslos.

      „Inzwischen glaube ich nicht mehr dass die von ihm waren. Außerdem habe ich vorher seinen Schniedel gewaschen und ein Auge draufgeworfen, ob da was krabbelt!“ lachte sie.

      „Spinnst du jetzt komplett? Meine Fresse! Vor ein paar Tagen hast du deine ‚große Liebe‘ zum Flieger gebracht und nun darf dich der Fernsehmann ficken? Was bist du denn für eine Mogelpackung? Du treibst alle zum Wahnsinn und lässt uns glauben, dass du ohne Mezri nicht leben kannst? HALLO?“

      Sie hatte während meiner Ansage seelenruhig zwei Campari Orange gemixt und deutete mir nun mit der Kinnspitze an, raus auf den Balkon zu gehen. Wir setzten uns in die Korbsessel und tranken einen Schluck.

      „Nenn‘ mich bloß nicht nochmal Mogelpackung, sonst knall ich dir eine! Ich meine es mit Mezri genauso ernst, wie vor der Nummer mit Kai!“

      „Da bin ich aber beruhigt, dass du endlich seinen Namen weißt!“ keifte ich.

      „Du weißt wie lange es dauert, bis wir Mezri wiedersehen!“ sagte Jack.

      „WIR?“

      „Du hast versprochen, dass wir im Herbst nochmal nach Tunesien fliegen, oder nicht?“

      Pah! Davon wollte ich echt nichts mehr wissen. Es sei denn, Ben flöge mit. „Klar!“ antwortete ich aber vorsichtshalber.

      Meine Freundin legte entspannt ihre Beine übers Geländer. „Mezri und ich schreiben uns täglich. Ich gehe neben der Arbeit brav in den Englischunterricht. Mein Liebchen sucht bereits Arbeit für mich in einem tollen Hotel und meine Eltern können mich am Arsch lecken!“

      „Du meinst, es könnte sein, dass du tatsächlich bald die Fliege machst?“ Ich wurde schlagartig traurig.

      „Vielleicht möchte Ben mit nach Tunesien fliegen? Schon klar dass du jetzt so gar keinen Bock darauf hast, ihn 14 Tage lang alleine zu lassen!“ Sie sah mich an und eine Augenbraue schnellte in die Höhe.

      „Ich wollte eigentlich wissen, ob es sein kann dass du bald in Monastir oder sonst wo dein Zelt aufschlägst?“

      „Wenn Mezri was findet, bin ich weg!“ sagte sie ernst.

      Meine Gedanken rasten. Ich hatte Zweifel, ob Jack alles richtig durchdacht hatte! Bevor ich versuchen konnte, ihre Pläne nochmal von allen Seiten zu beleuchten und sie auf etwaige Gefahren aufmerksam zu machen, wechselte sie das Thema.

      „Und? Was läuft? Ich war mit Irmi im ‚Hell’s‘. (??????) Robert hat gesagt, Ben zieht in eine eigene Wohnung, aber nicht zu dir?“

      HÄ?

      Ich erzählte ihr alles, was sich in den letzten drei Wochen zugetragen hatte: Kurzurlaub mit Tina und Peter, Kaffeekränzchen bei Mam and Dad, Stress mit Bens Vater, das merkwürdige Verhalten der WG Leute, Mick und sein Verhältnis zu Blumen ….

      „Und? Was hat dein Schnuckel dann gemacht?“, fragte Jackson.

      „Was meinst du?“

      „Na! Wie sein Vater gesagt hast, dass du im Auto sitzen bleiben sollst!“

      „Ben ist wieder eingestiegen und losgefahren. Er hat sich bei mir entschuldigt und war ziemlich angefressen“.

      „Brav! Hätte ja auch reingehen und ne kalte Platte essen können! Ha, ha, ha!“

      „Bei Mick wäre das durchaus denkbar!“

      „Na! Dann stört‘s dich bestimmt nicht, wenn ich morgen mit deinem Ex weggehe, oder?“