Schneeflöckchen Weißröckchen. K. Spitschka. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: K. Spitschka
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847643654
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      „Irmi, bitte schieß den Idioten in den Wind! Der bringt dich in Schwierigkeiten! Früher oder später ist er tot oder im Gefängnis! Du bist 20 Jahre alt! Die große Liebe kommt erst noch!“ Ich trank mein Wasser aus und wollte nochmal Gas geben. Aber Irmi fing an zu heulen. „Es ist so schön nicht mehr alleine zu sein! Wenn man sich um jemanden kümmern kann! Er ruft mich jeden Tag an oder kommt zu mir ins Geschäft! Manchmal will er gar nicht mehr gehen!“

      „Logen! Er hat alle Zeit der Welt! Ich glaube nicht, dass er außer Barkeeper noch einen Job hat, hab ich Recht? Was für einen Beruf hat Robert denn gelernt?“ Das Häuflein Elend zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht“.

      „Hat er dir denn nichts von sich erzählt?“ Sie kratzte sich wieder. Vielleicht kam das von den Drogen? „Doch! Er sagte mal, dass er im ‚Hell’s‘ so viel Kohle verdienen würde, dass er manchmal nicht weiß wohin damit!“

      „Leiht sich aber von dir 1500 Euro? Hör doch auf! Das glaubt kein Mensch, dass man als Barkeeper reich wird! Komm‘, mach dich frisch und fahr‘ mit mir zurück ins Geschäft. Lass uns was in der Kantine essen, dann arbeiten wir unser Zeug weg.

      Du musst auf andere Gedanken kommen. Dieser Robert hat dich nicht verdient! Er ist nicht ehrlich und er hat ein Drogenproblem und wenn du nicht besser auf dich aufpasst, hast du bald selber eins!“

      Abends versuchte ich Jack zu erreichen. No way!

      Ben rief an und versprach mich morgen um 4 Uhr früh abzuholen. Ich hatte angeboten mit meinem Auto zu fahren aber er wollte seinem Camaro eine Freude machen. Er wäre noch nie in Italien gewesen. Scherzkeks! Tina und Peter fuhren im Beatle Cabrio. Jemand sollte uns das Gepäck hinterherfahren.

      Ich aß mit meiner Mutter zu Abend und brachte sie auf den neuesten Stand.

      „Haben nicht Zuhälter solche Autos?“ fragte sie kauend.

      „Das Auto war Bens Jugendtraum und den hat er sich erfüllt! Er ist kein Zuhälter, falls du das meinst. Er arbeitet in einer Firma die Autobahnen baut als Gesteinslaborant!“, keifte ich.

      „Schon gut! Aber du kennst den Mann erst kurze Zeit! Da fährt man doch noch nicht zusammen in den Urlaub!“

      „Aber du kennst Tina und Peter seit mindestens zwei Jahren. Peter hat Ben gefragt ob wir mitkommen. Ich wäre gar nicht darauf gekommen. Du darfst nicht vergessen das Peter Polizist ist!“ Sie sah mich nachdenklich an. „Auch die Polizei hat sich schon geirrt!“

      „Du redest so einen Müll! Unglaublich! Du kennst Ben überhaupt nicht!“ Jetzt hatte ich eine Scheiß Wut!

      „Ich habe Mick wie meinen eigenen Sohn gemocht!“

      DAHER WEHT DER WIND!

      „Für deinen Vater und mich ist das nicht so einfach wie du denkst. Wir machen uns Sorgen um dich! Wir haben mit Mick als Schwiegersohn gerechnet! Außerdem habe ich deinen Ben bereits gesehen wie er am Sonntag aus dem Haus geschlichen ist. (HALLO?) Er macht auf mich einen brutalen Eindruck!“

      Ich lachte schallend. „Da kann ich dich beruhigen! Ben hat viel bessere Manieren als Mick! Beziehungsweise hatte Mick überhaupt keine! Ben ist die Sanftheit in Person! Ich werde ihn euch vorstellen, wenn wir aus Italien zurück sind. Du wirst von ihm entzückt sein! Er ist ein Gentleman! Er hält mir die Tür auf! Weißt du noch, was du zu mir gesagt hast, als ich dir Mick vorgestellt habe und wir zum ersten Mal zusammen Essen waren? …Der Junge hat keinen Anstand! So ein Flegel der einem nicht mal die Tür aufhält, dumm und arrogant!"

      Meine Mutter riss beide Arme hoch. „Gut, gut, gut! Da habe ich mich tatsächlich sehr getäuscht! Umso mehr vermisse ich Michael jetzt!“ Sie gab mir einen Kuss. „Ich wünsche dir eine schöne Zeit, komm wieder gesund nach Hause!“

      Peter hatte zwei Doppelzimmer in einer netten Pension gebucht. Die Zimmer waren groß, hell, luftig und schrecklich kitschig eingerichtet. Gehäkelte oder geklöppelte Vorhänge und Tischdecken. Röschen Tapeten! Ein Waschtisch mit einer Keramikkanne! Ein halbrunder Balkon mit weißem Eisengeländer und zierlichen Stühlchen. Romeo und Julia ließen grüßen …

      Nach dem Frühstück bummelten wir Händchen haltend durch die wunderschöne alte Stadt, tranken Cappuccino, fuhren nach Malcesine oder Bardolino.

      Wir kauften gerne frische Tomaten, Salami, Käse und Brot und machten am Ufer des Sees Picknick. Wir vier verstanden uns prima!

      In der Nacht liebten wir uns in unseren Himmelbetten und schliefen selig. Es war schade, dass die vier Tage so schnell vorbei waren, deswegen wollten wir das bei nächster Gelegenheit wiederholen.

      Als wir beinahe zu Hause waren fuhr Ben eine Autobahnausfahrt früher ab. Nach Ottersberg! „Weißt du was meine Schöne? Jetzt besuchen wir meine Eltern! Am Sonntagabend gibt’s bei denen kalten Braten. Da hab‘ ich jetzt Bock drauf!“

      „Warum nicht!“ sagte ich fest entschlossen.

      Wir strahlten uns an.

      „Eigentlich wollte ich dir meine Oma zuerst vorstellen. Aber das Muttchen besuchen wir ein andermal. Okay?“ Ben hielt vor einem Doppelhaus. Gepflegter Vorgarten. Blühende Blumen. Zierbrunnen. Nett! Vor dem Haus saßen zwei Leute auf einer Gartenbank. Ben stieg aus, ging um das Auto herum und öffnete die Tür für mich. Wie bereits erwähnt; Ben war ein Gentleman!

      Seine Eltern erhoben sich. Während Bens Mutter sofort im Haus verschwand, kam sein Vater auf uns zu. Ich lächelte ihn freundlich an.

      „Ben! Komm‘ rein, aber lass das Fräulein lieber im Wagen! Die hat eine Familie kaputtgemacht!“, sagte sein Vater.

       Zwanzig

      „Dein Vater macht mich nochmal verrückt!“, zeterte meine Mutter während sie flüssige Schokolade vorsichtig auf eine Sahnetorte tropfen ließ und gleichzeitig mit einer Gabel Spiralen förmige Muster machte.

      „Herbert! Muss das ausgerechnet jetzt sein?“ schimpfte sie aus dem Küchenfenster, dass in den Garten hinausführte. „Lass ihn doch, wenn’s ihm Spaß macht!“ Ich deckte genervt den Tisch. Ben kam jeden Moment. Papa kniete in seinem ältesten Jogginganzug auf dem Rasen und steckte seelenruhig mit einem Lächeln auf den Lippen Sensoren in das Gras. Hätte er dabei anständige Klamotten an, wäre meine Ma nicht so sauer. Außerdem hatte sie sich geärgert, weil er sich letztendlich das ‚Ufo‘ gekauft hatte. Für knapp 2500 Euro!

      „Sag‘ mal, willst du dich nicht endlich umziehen?“ Plötzlich musterte sie mich mit hochgezogenen Augenbrauen von oben bis unten. Was für ein Theater!

      „Wenn du dir nicht bald ein Komma gibst, verschwinde ich mit Ben auf der Stelle in meine Wohnung! Was veranstaltest du hier eigentlich? Meine Güte! Krieg bloß nicht die Krätze! Ben will nur kurz ‚Hallo‘ sagen! Mehr ist es nicht!“

      Sie stellte Milch und Zucker auf den Tisch und stemmte die Fäuste in die Hüfte. „Mein liebes Kind! Wie dieser wildgewordene Farbtopf mit ihren Eltern spricht, interessiert mich nicht. Aber in diesem Haus wird respektvoll miteinander umgegangen!“ Armer Jack! Ich war froh, als es klingelte, obwohl meine Mutter vor Schreck ihre Schürze kaputt riss! MANN!

      Vor der Tür stand meine Liebe! Ich liebte diesen zynischen Blick aus wunderschönen Augen! Ich musste ihm auf der Stelle um den Hals fallen! „Ich sag‘ dir gleich, dass ich jetzt schon keinen Bock mehr auf das Kaffeekränzchen habe!“ flüsterte ich in sein Ohr. Er küsste mich und sagte rau: „Hallo Schönheit!“

      „Guten Tag Herr Schmitt. Ich bin Lisas Mama!“ Meine Mutter hatte sich lautlos angeschlichen und mich traf vor Schreck der Schlag! Ben gab Ma die Hand und einen Strauß weiße Ranunkeln. „Oh! Wunderschön! Vielen Dank! Den Tipp haben sie wohl von meiner Tochter?“ zirpte sie, bat ihn ins Haus zu kommen und bis zur Küche durchzugehen.

      Während sie strahlend nach einer Vase suchte rief sie meinen Vater. „Herbeeeert! Ben ist da!“ Mein Dad kam über die Terrasse herein und hatte an beiden Knien Tellergroße Grasflecken. Meine Mutter