Schneeflöckchen Weißröckchen. K. Spitschka. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: K. Spitschka
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847643654
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hattest du an, als ihr euch zum ersten Mal begegnet seid?“

      „Ach! An dem Abend wollte ich gar nicht weggehen. Deswegen bin ich nur in eine alte Jeans geschlüpft und in ein weißes Turnhemd. Ohne BH! Darauf hatte Jack bestanden! Nackte Füße in Riemchen High Heels! Ich glaube das war’s!“

      „So ist Ben auf dich aufmerksam geworden mein Häschen!“

      „Da hast du Recht! Gut dann zieh ich die alten Klamotten an. Und selbst? Was macht deine neue Flamme?“

      Bei Halu war’s kompliziert. Seine Liebe steckte in einer anderen, noch aktiven Beziehung. Der Typ konnte sich nicht entscheiden. Halu meinte, er würde dran bleiben, hätte aber auch mal einen one night stand. Er würde den Typen nicht bedrängen aber auf ihn warten. Er wünschte sich so sehr was Festes.

      Wir wollten weiterhin regelmäßig telefonieren und verabschiedeten uns mit Küsschen.

      Ich zog mich an, allerdings trug ich einen BH! Goldene Kreolen, goldene Sandalen. Haare offen und luftgetrocknet. Keine Schminke. Der kaputte Fingernagel repariert. Fertig! Es klingelte.

      „Hallo Mama, komm‘ rein!“

      „Helga hat angerufen. Sie wollen sich mit uns treffen.“

      „Ist doch okay. Ihr seid befreundet. Also warum nicht?“

      „Weil sie mit uns über euch Kinder reden wollen! Herrgott nochmal! Deinem Vater passt das gar nicht! Ich habe gesagt, dass wir uns da nicht einmischen sollten. Aber sie hat hartnäckig auf ein Treffen bestanden!“

      Meine Mutter setzte sich und sah mich ratlos an. „Sag‘ mal, hast du dir das auch genau überlegt? Mick ist ein guter Mann für dich! So einen findet man nicht an jeder Straßenecke!“

      „Du wiederholst dich! Das wollte Helga erreichen, dass du mir ins Gewissen redest! Hallo? Ich habe einen neuen Freund! Er heißt Ben! Könnt ihr das bitte zur Kenntnis nehmen? Ich fahre gleich zu ihm! Nur das ist mir wichtig! Alles andere ist mir Scheißegal!“

      „Du nimmst zu sehr den Ton von dieser Susanne an, das steht dir wirklich nicht! Und diesen Ben möchte ich bald kennenlernen, ja?“

      „Eins nach dem anderen!“, sagte ich ärgerlich.

      Wir verließen zusammen meine Wohnung.

      Es war Zeit.

      Zeit für Sushi.

      Zeit für Ben.

       Achtzehn

      Bens Haus. Fachwerk. Himmelblau gestrichen. Im Erdgeschoß befand sich ein Juweliergeschäft. Der Hauseingang war gleich daneben. Hohe Fenster. Im zweiten Stock hingen Bambusrollos davor.

      Das wird die Wohnung sein. Auf dem Klingelschild standen vier Namen.

      Horst Herrlich.

      Paul Listl.

      Christine Beer.

      Ben Schmitt.

      Bevor mich der Mut verließ, drückte ich auf den Knopf. Die Tür öffnete automatisch. Ich ging hinauf in den zweiten Stock.

      Ben lehnte lächelnd an der Tür. „Hallo Schönheit!“

      Er trat schüchtern zur Seite und ließ mich eintreten. Irgendwer stritt sich mit jemanden. WG-Leben! Ich war enttäuscht, weil ich hoffte mit Ben alleine zu sein.

      Wir standen in einem ewig langen Flur. Hohe Wände. „Das ist ein sehr schönes altes Haus“, sagte ich. Ben legte seinen Arm um meine Taille und führte mich zum Ende des Flurs. „Nur ganz kurz …“, flüsterte er in mein Ohr.

      In einer großen Wohnküche saßen fünf Leute an einem langen alten Tisch auf völlig unterschiedlichen bunten Stühlen. Alle sahen mich neugierig an. Da war Mona das Barmädchen. Sie hatte glasige Augen, als wäre sie besoffen.

      Ben stellte mir Christine vor. Ein Mädchen mit einem lustigen, kugelrunden Gesicht und langen wuscheligen Haaren. Sie hatte die gleichen Augen wie Mona.

      Paul hatte eine Glatze und trug ein Ziegenbärtchen.

      Ein langhaariger Typ mit einem Backblech mit Keksen in den Händen, drehte sich zu mir und sagte: „Hallo Prinzessin. Ich bin Cheesly. Wir sind im ‚Hell’s‘ schon mal crashmäßig aneinander geraten“. „Ich habe gesagt, du sollst das Blech wieder in den Ofen schieben. Die sind noch nicht soweit. Mann!“, schimpfte Christine.

      Ich dachte, diese unappetitlich aussehenden Dinger isst sowieso keiner.

      Ein Typ mit rabenschwarzer Punkfrisur lehnte mit einer Bierflasche in der Hand am Kühlschrank und lachte. Er hieß Sam.

      Ben drehte mich in Richtung Flur und zeigte mir den Rest der Wohnung. Das Wohnzimmer bestand aus zwei großen Zimmern. Eine Zwischentüre gab es nicht. Vier Sofas in komplett unterschiedlichen Designs, waren in einem Viereck aufgestellt. Davor standen kleine Tische. Unter den Möbeln lag ein ausgelatschter riesiger Perserteppich. Zwei Fernseher.

      Im anderen Raum standen Schaukelstühle. Regale mit Stereoanlagen, CDs, alten Schallplatten, Büchern und Zeitungen. An den Wänden hingen Konzertplakate von inzwischen heiliggesprochenen Rockgrößen.

      Auf einem orientalischen Tisch stand eine Wasserpfeife.

      Wir gingen weiter den Flur entlang. Meine Schuhe klackten auf dem alten Parkettboden. Das war mir irgendwie unangenehm.

      An den Zimmertüren der Mitbewohner klebten Poster. Christine mochte Lady Gaga. An Bens Tür klebte Robert Plant. Am anderen Ende des Flurs befand sich ein großzügiges Badezimmer. Mitten im Raum stand eine weiße Badewanne auf Löwenpranken. Ansonsten war es sehr unordentlich. Es gab eine Gästetoilette und eine kleine Abstellkammer.

      Ich fand die Wohnung als Übergangslösung nicht schlecht.

      Ben zog mich zurück zu seiner Tür. Er nahm mich in den Arm und schob seine Zunge in meinen Mund. Das kam überraschend! Meine Kniegelenke verabschiedeten sich auf der Stelle! Er küsste mich leidenschaftlich und drückte seinen Body fordernd an den meinen. Bevor ich mich einigermaßen im Griff hatte, ließ er mich los.

      „Komm‘ in mein Reich!“, sagte er und trat in sein Zimmer. Es roch angenehm frisch! An der Wand stand ein zweitüriger Schrank. Er hatte ein großes Bett aus Bambus und einen Schreibtisch. Darüber wachte Led Zeppelin. Ein Tuch über der Lampe sorgte für romantisches Licht. Vor dem Bett stand ein kleiner Holztisch. Drum herum lagen orientalische Kissen. „Ich weiß, das ist nichts Besonderes aber ich kann hier vorrübergehend billig wohnen!“, sagte er mit seiner tiefen rauchigen Stimme so leise, dass ich mich anstrengen musste um ihn zu verstehen.

      Ich nahm ihn in den Arm und gab ihm seinen Kuss zurück. Draußen auf dem Flur ging die Streiterei um die Kekse weiter. Dazwischen hörte ich, wie Robert lautstark begrüßt wurde. Hoffentlich hatte er Irmi nicht dabei!

      Ben hielt mich ganz fest. Er sah mich mit seinen dunklen Augen an. Gleich vergesse ich wieder zu atmen!

      „Willst du was essen?“

      „G.. gerne!“

      Er führte mich galant zu einem der Kissen und zündete die rote Kerze an, die auf dem Tisch stand. Dann schaltete er den CD Player ein. Ein schickes Teil das man wie ein Bild an die Wand hängen konnte. Stairway to Heaven. „Bin gleich wieder da“, flüsterte er und ging hinaus.

      There’s a lady who’s sure all that glitters is gold,

      And she’s buying a stairway to heaven.

      When she gets there she knows, if the stores are all closed,

      With a word she can get what she came for.

      Ooh, ooh, and she’s buying a stairway to heaven.

      There’s a sign on the wall but she wants to be sure,

      Cause you know sometimes words have two meanings.

      In