Schneeflöckchen Weißröckchen. K. Spitschka. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: K. Spitschka
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847643654
Скачать книгу
Aber allmählich kapierte er doch, dass ich gerade unsere Beziehung beendet hatte.

      Er legte sich aufs Sofa und heulte! Dann stand er auf, sah mir in die Augen und versprach mir alles Mögliche. Sogar, das er mich mit seinem albernen Sexkram in Ruhe ließe. Er wüsste, wie sehr mich das nervte!

      Wie nett!

      Dann fluchte er und beschimpfte mich! Er versprach in Zukunft alles zu ficken was nicht bei Drei auf dem Baum war! Am Ende fuhr ich ihn nach Hause, er schlug die Wagentür zu und ging in sein Elternhaus. Helga öffnete ihm und winkte mir zu.

      Zuhause räumte ich die Essensreste weg und fühlte mich elend. Warum rief Ben nicht an? VERDAMMTE SCHEISSE!

      Er wusste doch, dass ich heute einen schwierigen Tag haben werde.

      Als es klingelte, stand meine Mutter vor der Tür. „Na?“ Sie nahm mich in den Arm. „War’s schwer?“ Ich erzählte ihr bei einer Flasche Wein, wie ich meine erste Trennung erlebt habe. Ich konnte nicht fassen, dass sie plötzlich losjammerte. „Hoffentlich hast du da nichts falsch gemacht. Mick war ein wirklich lieber netter junger Mann. Ich mochte ihn sehr! Hilfsbereit und sympathisch! So einen findest du nicht mehr so einfach. Hast du dir das auch ganz genau überlegt? Du könntest es noch rückgängig machen!“

      „Stopp! Kannst du bitte akzeptieren, dass ich eine Entscheidung getroffen habe? Es wäre mir lieb wenn du jetzt gehen würdest!“ Meine Mutter stand beleidigt auf und rauschte zur Tür hinaus. Dabei stieß sie beinahe mit Jack zusammen.

      Ihre Haare waren blau! Sie trug einen blauen Rolli ohne Ärmel und eine total zerfetzte Jeans. „Ach! Susanne! Ich glaube, dass meine Tochter einen Fehler gemacht hat. Vielleicht können sie nochmal mit ihr reden? Auf ihre Mutter hört sie jedenfalls nicht!“

      „Werd’s versuchen!“ brummte Jack und schlich an ihr vorbei zu mir herein.

      „Deine Haare müssen ganz schön was aushalten!“, sagte ich.

      „Und alles überstanden?“ fragte sie und deutete auf die leere Weinflasche. „Lass mal die Luft raus! Wenn ich bei dir pennen kann, kannst du noch eine köpfen. Hab‘ ne‘ Tüte dabei!“

      Sie hielt einen Joint hoch!

      „Nein! Danke! In meiner Wohnung wird nicht gekifft! Was ist denn mit dir los? Du machst das doch sonst nicht?“

      Sie warf sich aufs Sofa und streifte ihre Stiefel ab. Nackte Füße in schweren Bikerboots. Schwarze Fußnägel. Schwarze Lederbänder an beiden Fußgelenken.

      „Mann! Hab dich nicht so! Harmloser Zeitvertreib! Ist doch nur Spaß! Den hat mir Robert gegeben und Ben lässt dich außerdem schön grüßen!“

      „Wieso?“

      „Der kam gerade als ich ging. Heiß sah er aus, wirklich ne Schnitte! Da kannst du Mick tatsächlich in die Tonne treten! Ich konnte ganz kurz seine trainierte Brust sehen! Heute hatte er die Haare zusammengebunden! Und dieses Gesicht! Purer Sex! Mein Höschen ist jetzt noch ganz feucht! Er hat mich gefragt ob ich dich sehen würde. Als ich sagte, ich würde in Kürze bei dir aufschlagen, meinte er ich soll dich grüßen!“

      Ich setzte mich in einen Sessel. Woher wusste Jack wo Robert wohnt?

      Als hätte sie meine Gedanken gelesen! „Guck nicht so blöd! Robert hat mir seine Nummer gegeben! Neulich! Für alle Fälle! Ich hab‘ ihn angerufen und gefragt ob er Getränke zuhause hätte! Er meinte, ich soll vorbeikommen“.

      „Getränke?“

      Sie zog die Augenbraue hoch. „Hätte ich ihn am Telefon fragen sollen, ob er eventuell einen Joint für mich rollen könnte, da ich dieser Kunst nicht mächtig bin?“

      „Ich verstehe überhaupt nicht wieso du das getan hast. Dieser Robert ist doch nicht astrein, oder? Du hast doch früher keine Joints geraucht!“

      Sie zündete sich eine Zigarette an und inhalierte lang. „Ich dachte, heute würde dir das guttun. Wenn du mit Mick Schluss gemacht hast, wirst du ziemlich neben der Spur sein und dann kann es vielleicht nicht schaden, zu dir zu kommen, den Abend mit dir zu verbringen, was zwitschern und ein bisschen high zu sein. Jetzt mach‘ nicht so einen Wirbel. Vergiss die Scheiß Tüte. Wir knallen uns mit Rotwein zu!“

      Zwischen uns war eine merkwürdige Stimmung. Jackson war mir plötzlich fremd. Wir tranken den Wein draußen auf der Terrasse und rauchten fast eine ganze Schachtel Zigaretten. Jackson ließ Sprüche ab wie „es gibt nichts Gutes außer man tut es!“ und andere Weisheiten.

      Langsam entspannten wir uns wieder. Nach dem dritten Glas wurde meine Freundin theatralisch. Mezri hier, Mezri da! Der neue Job in einem fernen Land, bla, bla. Noch drei Wochen bis zum Countdown…

      Da wurde das Mädel von meinem Telefon unterbrochen. „Ben?“, rief ich.

      „Lisa? Hier ist Helga. Michael hatte einen Unfall!“

       Siebzehn

      Wir saßen in Micks ehemaligem Kinderzimmer. Er trug einen Kopfverband. Seine Stirn musste genäht werden. Er würde ein schlimmes Veilchen bekommen. Er hatte Prellungen, aber es war nichts gebrochen, außer seinem Herzen natürlich.

      Deswegen jammerte er pausenlos oder er beschimpfte mich. Her Fröhlich, Micks Dackel, lag in seinem Körbchen und sah mich böse an. Nach Helgas Anruf, bin ich trotz meines Alkoholpegels wie eine Irre ins Krankenhaus gefahren. Seine Mutter fiel mir um den Hals und erzählte, dass Mick nicht lange zu Hause war, als er sich Herrn Fröhlich schnappte, in seine Ente stieg und davon fuhr. Nicht weit weg von ihrer Straße ist er kerzengerade in ein Bushäuschen gedonnert. Die Ente ist ein Totalschaden. Herr Fröhlich war im Handschuhfach eingeklemmt und hat bei seiner Befreiung einen Polizisten in die Hand gebissen.

      In der Notaufnahme tat Mick so als wäre ich nicht da. Seine Mutter streichelte seinen Rücken und flüsterte mit ihm. Ich saß da wie ein Depp!

      Ich bot den beiden an, sie nach Hause zu fahren. Micks Vater war bei der Polizei und kümmerte sich um die Formalitäten. Ich hatte auf Micks Liege Platz genommen. Über mir Fußballposter von Werder Bremen. Er rollte auf seinem Schreibtischstuhl hin und her und spielte mit dem Eisbeutel den er sich eigentlich aufs Auge drücken sollte.

      „Schnuffel! Was hältst du davon, wenn wir uns vier oder sechs Wochen eine Auszeit nehmen? Jeder lässt den anderen in Ruhe! Absolute Funkstille! Dann treffen wir uns und reden nochmal! Ich bitte dich! Ich halte das sonst nicht aus! Lass mir doch diese kleine Hoffnung …!“

      Tränen liefen über sein Gesicht! Ich dagegen dachte, dass ich mich ärgerte, weil Ben nicht angerufen hatte. Ich schämte mich und gab schließlich nach... Mick brachte mich zur Tür und schwor, dass er mich in Ruhe lassen würde bis wir uns wiedersehen!

      Seine Mutter lächelte zufrieden als ich mich verabschiedete! Sie hatte bestimmt gelauscht und dachte wahrscheinlich, dass alles wieder in Ordnung käme. Ich wollte so schnell wie möglich raus aus der Nummer. Mein Kopf fühlte sich an wie Watte. Ich musste nach Hause in mein Bett. Als ich in die Wohnung kam, lag Jack auf dem Sofa und schlief. Ich hatte sie total vergessen!

      Ich ging ins Bad und zog meine Klamotten aus. „Ben hat angerufen!“

      Mich traf beinahe der Schlag! „Verdammt! Hast du mich erschreckt! Ich dachte du schläfst!“

      „Du meine Güte siehst du Scheiße aus! Was ist mit Mick? Lebt er noch?“ fragte sie und grinste mich an.

      „Die Ente ist hin. Herr Fröhlich hasst mich. Mick wurde an der Stirn genäht, hat Prellungen und ein Veilchen“.

      „Herr Fröhlich hasst alle Weibchen! Der ist nämlich schwul! Ich habe ihn mal dabei beobachtet …“ „Bitte Jack! Ich habe Kopfschmerzen. Ich muss mich hinlegen. Erzähl‘ mir lieber was Ben gesagt hat“. „Der war komisch drauf. Als wäre er sauer, weil ich an dein Telefon ging. Dann erklärte ich ihm, was Sache ist und da war er noch verkrampfter. Er wollte wissen in welches Krankenhaus du gefahren bist, aber das wusste ich doch nicht. Du bist ja aus der Wohnung wie von