TRAVELLERS. Manu Ella. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Manu Ella
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742788016
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      Manu Ella

      TRAVELLERS

      Journey through Space and Time

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Reise ins Unbekannte

       Ankunft in der Fremde

       Bekanntes Territorium

       Zurück in der einstigen Fremde

       Weg in die Freiheit

       Impressum neobooks

      Reise ins Unbekannte

      Brennend heiss scheint die Mittagssonne vom stahlblauen Himmel am letzten Freitag im August des Jahres 2013. Ebenso heiss ist es in Jessica’s Kopf! Mit überhöhter Geschwindigkeit braust die attrak­tive Frau, die eben ihren achtundvierzigsten Geburtstag feierte, in ihrem weissen Elektrofahrzeug auf dem hitzeflimmernden Asphalt in Richtung Berner Oberland. Unablässig rasen Jessica’s Gedanken. Sie fühlt sich wie auf einer wilden Achterbahnfahrt und ihre innere Anspannung spiegelt sich im raschen und kräftigen Pulsieren ihrer Schläfenarterien wider.

      Das heftige Pochen ihrer Adern unter der Hautoberfläche erinnert Jessica an einen unlängst zurückliegenden Waldspaziergang, wo sie dem schnellen Hämmern eines Buntspechts gegen einen Baum­stamm lauschte. Die Erinnerung an den idyllischen Moment zaubert ein Lächeln um ihre vollen, ungeschminkten Lippen und ihre ange­spannten Gesichtszüge werden augenblicklich weicher. Jessica liebt die Stille und Kühle des Waldes in den heissen Sommermonaten. Sie realisiert, wie sich ihr erhitztes Gemüt beim Abrufen der dama­ligen ruhigen Stimmung besänftigt. Gleichzeitig beruhigt sich die Horde umherspringender Affen in ihrem Kopf, als sie an den grü­nen, schattigen Laubwald zurückdenkt, wo sie sich geborgen fühlte. Schliesslich stoppt das Gedankenkarussell! Jessica lässt alle Emo­tionen und Gedanken, die sie noch beschäftigen, mit einer langen, tiefen Ausatmung los.

      Fünfzehn Minuten sind vergangen, seit sie in ihren Wagen einge­stiegen und von ihrem Elternhaus losgefahren ist. Dank ihrer jahre­langen Praxis mit spirituellen Techniken findet Jessica innert kurzer Zeit zu ihrer Balance zurück. Sie ist sich bewusst, wie wichtig das innere Gleichgewicht für den Erhalt ihrer langfristigen Gesundheit und für ihre positive Ausstrahlung ist. Wenn sie sich durch äussere Ereignisse aus der Bahn werfen lässt, schadet sie nur sich selbst. Die Gewissheit, dass sie ihr Denken und ihre Gefühle wieder unter Kontrolle hat, lässt Jessica entspannt durchatmen. Sanft und doch kraftvoll schmiegt sie ihren Rücken an die weich gepolsterte Lehne ihres Autositzes, der ihr in dieser herausfordernden Lebenssitua­tion zusätzlichen Halt zu geben scheint.

      Jessica’s Gedanken sind jetzt kristallklar und ihre Gemütslage hat sich vollkommen beruhigt. Weit weg scheint die soeben stattgefun­dene heftige Auseinandersetzung mit ihrem Vater zu sein. Dank ihrer Lebenserfahrung im Umgang mit selbstherrlichen Vertretern des männlichen Geschlechts hinterlassen die Wutanfälle und De­mütigungen ihres Erzeugers heute keine Spuren mehr in ihrem Be­wusstsein. Dies ganz im Gegenteil zu ihrer Kindheit, wo sich die traumatischen Erlebnisse in ihrem Unbewussten festsetzten und sie nachts während Jahrzehnten in ihren Träumen heimsuchten.

      Im Laufe ihres Lebens wurde Jessica durch zahlreiche Herausforde­rungen und Kränkungen, die sie in ihrem Privat- und Berufsleben von Männern einstecken musste, abgehärtet. Als junge Frau ent­schied sie sich in einem männerdominierten Wirtschaftsumfeld für einen unkonventionellen Berufsweg und wurde während Jahren vom Rohdiamanten zum Diamanten geschliffen. In jener Zeit lernte sie, sich in einer patriarchalisch organisierten Arbeitswelt, wo viele Männer auf einer unbewussten Ebene von veralteten, frauenfeind­lichen Bildern gesteuert wurden, mit intelligenten Verhaltensstrate­gien und natürlichem Charme durchzusetzen. Heute scannt Jessica ihre männlichen Gegenüber mit ihrer über die Jahre präzis entwi­ckelten Beobachtungsgabe und ihrer scharfen Intuition, der nichts zu entgehen scheint. In Blitzesschnelle erkennt sie überholte Ver­haltensweisen oder manipulative Absichten. Sieht sie sich bei der Einschätzung von Sachverhalten mit heuchlerischen Beurteilungen konfrontiert, die Männer aufgrund veralteter, unbewusster Vorstel­lungen fällen, lächelt sie freundlich, zieht aber für sich die notwen­digen Konsequenzen, um die Zukunft in ihrem Sinne zu gestalten.

      Dank ihres Wissens im Umgang mit autoritären Männern kann Jes­sica der Disput, der sich gerade mit ihrem Vater ereignet hat, nicht mehr verletzen oder nachhaltig erschüttern. Längst vorbei sind die Zeiten, als sie sich mit Urteilen und Vorstellungen einer teils noch immer konservativen Männerwelt in unserer Gesellschaft identifi­zierte. Das Beherrschen ihrer Gefühls- und Gedankenwelt und das Bewusstsein, Schöpferin ihrer eigenen Realität zu sein, geben ihr Kraft und Mut, ihrem Leben die Richtung zu geben, die sie allein als richtig empfindet. Unbeirrbar geht sie ihren eingeschlagenen Weg, auch wenn dieser durch innere und äussere Widerstände öfters be­schwerlich ist und ihr bisweilen unkonventionelle Handlungsweisen abverlangt.

       In Gedanken spielt Jessica nochmals die unerfreuliche Szene mit ih­rem Vater durch. Sie erkennt, dass er während der letzten Wochen, wo sie sich in ihrem Elternhaus aufhielt, eine Maske trug, worunter sich sein wahres Gesicht versteckte. Hinter dem vorgetäuschten, lie­bevollen Verhalten verbirgt sich noch immer der frühere herrsch­süchtige Mann: Er bleibt ein Patriarch, der die Kontrolle über seine Familie am liebsten bis in alle Ewigkeit behalten möchte.

       Jessica’s hoch entwickeltes Mitgefühl lässt sie gleichzeitig erkennen, dass sich hinter den heftigen Demütigungen, die sie erdulden muss­te, auch Angst und Traurigkeit um ihr Wohlergehen verbirgt. Ihr Va­ter ist seinen heftigen Emotionen ohnmächtig ausgeliefert, weil er nicht imstande ist, seine Gefühlswelt zu durchschauen und somit zu beherrschen. Wegen seiner Ohnmacht und der über einen langen Zeitraum aufgestauten Gefühle verwandelte sich seine Angst und Trauer in Wut, die sich einem tosenden Wasserfall gleich über seine eigentlich geliebte Tochter ergoss.

      Jessica weiss, dass sie an der zerrütteten Beziehung zu ihrem Vater gegenwärtig nichts ändern kann. Dessen ist sie sich ganz sicher! Zu stolz und zu verletzt ist er in seinen Gefühlen, als dass sie vernünf­tig miteinander reden könnten. Dazu hat sie zum jetzigen Zeitpunkt ihres Lebens, das während der letzten zehn Jahre von unzähligen Schicksalsschlägen heimgesucht wurde, nicht die Kraft, auf die Ge­fühlslage ihres Vaters Rücksicht zu nehmen. In ihrer Kindheit und Jugend hat sie dies zur Genüge getan! Erstmals ist sie sich in ihrem Leben bewusst, dass sie trotz ihres angeborenen, mitfühlenden Na­turells nur für sich selbst schauen soll. Denn sie hat eben in einer ihr alles abverlangenden Lebenslage nicht die dringend benötigte Unterstützung von ihrem Vater erhalten.

       Als Jessica auf der Autobahn dahinfährt, erinnert sie sich an einen besonderen Vorfall, der sich vor nicht allzu langer Zeit ereignete und den sie seinerzeit nicht abschliessend einordnen konnte.

       Bei einem ihrer täglichen Abendspaziergänge fiel plötzlich ein Jung­vogel von hoch oben aus dem Nest. Es geschah anfangs Juli, als sie während zwei Monaten bei ihrer Schwester wohnte, die mit ihrer Familie im gleichen Haus wie die Eltern lebt. Beim dumpfen Aufprall des zarten Geschöpfes auf dem spärlich mit Rasen bedeckten Boden hörte es sich im ersten Moment an, als würde ein Stein aufschlagen. Bei genauem Hinsehen entdeckte Jessica den hilflosen Winzling und wurde von grossem Mitgefühl ergriffen. Seine Flügel waren kaum entwickelt und dürftig mit Flaum bedeckt. Der schmächtige Vogel­körper bestand grösstenteils aus nackter Haut, die im Abendlicht der untergehenden