Die österreichische Kinderbibliothek
Pädagogische Arbeitsblätter zu diesem Titel downloadbar auf
Saskia Hula
Elvis im Einsatz
Mit Illustrationen
von Eva Muszynski
Redaktion der Club-Taschenbuchreihe: Inge Auböck
Umschlaggestaltung: Carola Holland
Gesetzt nach den Regeln der neuen deutschen Rechtschreibung
© 2018 Taschenbuchausgabe by Obelisk Verlag, Innsbruck – Wien
Erstmals erschienen bei mixtvison, München 2015
Alle Rechte vorbehalten.
Druck und Bindung: Finidr, s.r.o., Český Těšín, Tschechien
ISBN 978-3-85197-894-0
eISBN 978-3-99128-060-6
Inhalt
Im Sommer hatte Elvis viel Zeit.
Deswegen machte er da immer etwas Nützliches.
Ein Fundbüro zum Beispiel.
Ein Fundbüro ist für viele Menschen wichtig.
Die, die etwas finden, können es ins Fundbüro bringen und müssen sich nicht weiter darum kümmern.
Die, die etwas verloren haben, fragen einfach mal im Fundbüro nach. Manchmal ist das Verlorene auch wirklich schon da. Das ist dann eine große Freude, wie man sich vorstellen kann.
Ansonsten können die Leute immerhin ihre Telefonnummer da lassen.
So einfach ist das. Einfach und praktisch. Und wirklich gut ausgedacht, fand Elvis.
Das Fundbüro passte genau in den Gartenschuppen.
Elvis rückte die Gießkannen ein Stück zur Seite, stellte Spaten, Schaufel und Rechen vor die Tür hinaus und setzte sich an den Tisch, an dem Mama immer ihre Tomatenpflänzchen zog.
Die Tomaten standen zum Glück längst im Beet und so war genug Platz für das Fundbüro.
Jetzt musste nur noch jemand kommen, der etwas gefunden hatte. Oder auch verloren.
Elvis machte es sich also bequem und wartete.
Was man alles verlieren kann!
Beinahe unendlich viel:
Wohnungsschlüssel, Haustürschlüssel, Autoschlüssel, Handtaschen, Reisetaschen, Einkaufstaschen, Taschenlampen, Taschenspiegel, Regenschirme, Sonnenschirme, Sonnenhüte, Sonnenbrillen, Lesebrillen, Bleistifte, Filzstifte, Lippenstifte, Reisepässe, Reisekoffer, Werkzeugkoffer, Fahrscheine, Gutscheine, Hausschuhe, Fußballschuhe, Geldbörsen, Kugelschreiber, Schals, Kaugummis, Haarspangen, Notizblöcke, Briefmarken, Pelzjacken, Führerscheine, Nagelfeilen, Halsketten, Ohrringe, Eheringe, Handys, Feuerzeuge, Teddybären, Jahreskarten für den Zoo und für die Straßenbahn.
Ständig verloren die Leute etwas. Nur jetzt gerade, wo Elvis sein Fundbüro aufgemacht hatte, verlor auf einmal keiner was.
Dabei wäre es gerade jetzt überhaupt nicht schlimm gewesen!
Nachdem Elvis ziemlich lang gewartet hatte, stand er auf, quetschte sich am Tisch vorbei und machte eine Runde durch den Garten.
Im Garten war auch nicht viel los, aber auf der anderen Seite des Gartenzauns entdeckte Elvis immerhin Annarita von nebenan.
Annarita hatte auch Ferien und damit viel Zeit. Jedenfalls saß sie im Liegestuhl und schaute in die Luft.
„Hast du vielleicht etwas gefunden?”, fragte Elvis über die Himbeerbüsche hinweg.
„Nein“, sagte Annarita und gähnte. „Hast du etwas verloren?“
„Ich nicht“, antwortete Elvis. „Aber vielleicht jemand anderer.“
„Hm“, sagt Annarita. „Interessante Idee. Wir könnten ein Fundbüro aufmachen.“
„Auf keinen Fall!“, rief Elvis.
Schließlich war das Fundbüro seine Idee gewesen.
„Wie du willst“, sagte Annarita und stand auf. „Dann mach ich es halt allein.“
„Auf keinen Fall!“, rief Elvis noch einmal.
„Und warum nicht?“
Annarita zog eine Augenbraue hoch. Damit sah sie aus wie ein Kobold mit Zöpfen.
„Weil ich schon eines aufgemacht habe“, sagte Elvis. Und um es zu beweisen, zeigte er auf den Gartenschuppen. „Dort drüben.“
„Echt?“
Annarita sprang aus dem Liegestuhl, um das Fundbüro zu inspizieren.
Der Gartenschuppen sah allerdings leider noch nicht so richtig nach Fundbüro aus, auch wenn er tatsächlich eines war.
„Wie lange hast du das Fundbüro denn schon?“, fragte Annarita und stieg zwischen den Gießkannen herum.
„Weiß nicht genau“, sagte Elvis. „Noch nicht so lang.“
Annarita nickte.
„Und die ganzen verlorenen Dinge? Wo sind die?“
„Abgeholt“, sagte Elvis. „Dafür ist so ein Fundbüro ja da.“
Annarita nickte noch immer.
„Hast du schon einen Namen für das Fundbüro?“, fragte sie schließlich. „Ein Fundbüro braucht einen guten Namen, den man sich merkt. Und einen Spruch, der ins Ohr geht. Damit sich die Leute daran erinnern, wenn sie etwas finden!“
Damit hatte Annarita recht, fand Elvis. Einen guten Namen brauchte er unbedingt. Aber leider fiel ihm keiner ein.
Also sagte er: „Zum Beispiel?“
Annarita dachte nach.
Dabei kaute sie zuerst an ihrem linken Zopf und dann an ihrem rechten.
Endlich sagte sie: „Zum Beispiel Wimmer.“
„Wimmer?“ Elvis riss die Augen auf. „Wieso denn Wimmer?“
Annarita grinste. „Fundbüro Wimmer hilft Ihnen immer!“