Die STIMME
Leser verzaubern mit den Stimmen
von Autor, Erzähler und Charakter
(Meisterkurs Romane schreiben)
Inhalt
Die Stimmen im Kopf des Lesers
Warum Sie die Stimme nicht einfach Stimme sein lassen sollten
Bezaubern und Verführen mit nichts als Wörtern
Die Aspekte der Erzählstimme an einem Beispiel erläutert
Was die Erzählstimme leisten kann
Was Stimme von Stil unterscheidet
Die Aspekte der Erzählstimme im Detail
Die perfekt passende Stimme für Ihren Erzähler finden und aufbauen
Misstöne bei der Erzählstimme vermeiden und korrigieren
Stimmen der Protagonisten Ihrer Erzählstränge
Die Charakterstimme bei einem auktorialen Erzähler
Die Charakterstimme bei einem personalen Erzähler
Die äußere Charakterstimme in Dialogen
Die innere Charakterstimme in Gedanken
So entwickeln Sie Ihre Autorenstimme
Was darf ich noch für Sie tun?
Am Anfang war die Stimme
Am Anfang war nicht, wie der Schöpfungsmythos sagt, das Wort – am Anfang war die Stimme. Das Wort ist Gehalt und Symbol, die Stimme aber ist Emotion und Kraft und kommt damit eher beim Leser oder Zuhörer an als Inhalt und Verstehen.
Die Stimme ist der durch die Stimmlippen erzeugte und in den Mund-, Rachen- und Nasenhöhlen modulierte Schall. Damit ist sie erfahrbar, ganz körperlich, und durch die Verschiedenartigkeit von uns Menschen – Mund, Rachen, Nasenhöhle sind bei jedem ein klein wenig anders – klingt jeder Stimmerzeuger anders. Die Stimme ist so einzigartig wie ein Fingerabdruck. Ein Beleg hierfür sind Computer, die die Stimme zur Authentifizierung verwenden.
Die Stimme ist etwas Einzigartiges. Genau wie Ihr Roman – wie Ihr Erzähler, Ihre Charaktere, genau wie Sie. Über die Stimme finden Sie den individuellen Ausdruck für Ihre Geschichten.
Die Stimme ist bei zahllosen Lautäußerungen beteiligt, etwa beim Schreien, Weinen, Lachen, Singen. Diese Lautäußerungen werden von Emotionen angestoßen und transportieren sie.
Emotionen stehen im Zentrum Ihres Romans. Kein Wunder, dass die Stimme ein ebenso nützliches wie mächtiges Schreibwerkzeug ist.
Die Stimme entsteht bei der Artikulation von Sprache. Sie bringt den Inhalt Ihres Romans auf unverwechselbare wie persönliche Weise zum Leser.
Sie kennen den Begriff Stimme auch aus der Politik: In einer Demokratie hat jeder Wähler eine Stimme. Dort ist sie Ausdruck einer Haltung. Auch in Ihrem Roman ist eine mit der Stimme ausgedrückte Haltung essenziell, denn Sie stellen dem Leser damit einen Erzähler gegenüber, der überzeugt, mitreißt und von Anfang bis Ende fest in der Story hält.
In der Musik ist die Stimme eine Musiziervorschrift für einen oder eine Gruppe von Musikern. In Ihrem Roman sorgt die Stimme entsprechend für den Zusammenhalt aller Charaktere. Sie ist das Medium, in dem sie sich bewegen können und das ihnen damit auch einen Spielraum für ihre Handlungen vorgibt.
Und wenn wir schon bei der Musik sind: Auch Ihre Texte können Sie stimmen. Indem Sie die Stimme der Story, dem Plot, dem Thema und den Charakteren anpassen und beim Schreiben und Überarbeiten immer wieder nachjustieren. Eine erste Stimmung – also das Finden der passenden Stimme – ist vor dem Schreiben ebenso zentral wie in der Musik vor dem Spielen. Falsch gestimmt klingt alles schräg, was Sie dem Leser überbringen, egal wie aufregend die Story, wie sympathisch die Charaktere und wie dramatisch der Plot ist.
In meinem Ratgeber »Der Erzähler: Verführer, Tourguide, Entertainer und Basis der Erzählperspektive« schreibe ich über meinen fiktiven Onkel Max, einen begnadeten Erzähler. Neben seinen Fertigkeiten als Erzähler ist Max mit einer unnachahmlichen Stimme ausgestattet, voller Wärme, Volumen, Ausdruckskraft. Und mit diesem gewissen Etwas, das den Kopf seiner Zuhörer anregt und Bauch und Herz zum Schwingen bringt.
Übrigens ...
Eine Lektüre des Ratgeberbruders »Der Erzähler« ist für das Verständnis dieses Buchs über die Stimme nicht notwendig, gleichwohl hilfreich, insbesondere für den Umgang mit der Erzählperspektive und deren Optimierung.
Die Stimme ist der Weg, wie der von Ihnen so sorgsam ausgewählte und aufgebaute Erzähler zu Ihren Lesern findet. In Ihrem Roman