Leonie Reuter
Lasko denkt -gestern, heute, morgen
Tagebuchaufzeichnungen eines Labradors
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Inhaltsverzeichnis
Ärger mit Nummer 18
Hundemüde am Montag
Gestern war ein Hunde anstrengender Tag. Wir sind viele Kilometer über die Insel gewandert. Als munterer Labrador liebe ich das Laufen. Doch gestern hatten wir fast 30 Grad und mir hing die Zunge aus der Schnauze. Hund, war das hart.
Wir wohnen nun bereits seit einem Monat auf einer kanarischen Insel. Unsere Insel, auf der meine Zweibeinerin Leonie und ich leben, heißt Teneriffa und liegt mitten im Atlantischen Ozean. Leonie hat mich in einer großen Transportbox im Flugzeug hierher gebracht. Und da es um uns herum viel Sonne, Natur und Wasser gibt, lebt nicht nur Leonie gerne hier.
Als Hund ist es mir egal, wie diese Insel heißt, wichtig ist, dass es hier gut duftet. Und das tut es auf Teneriffa. Gestern bin ich vor lauter Wandern und Schnüffeln nicht dazu gekommen, mein Geschäft anständig zu erledigen. Na ja, was sollte ich machen – war doch klar, dass ich heute Nacht um 2 Uhr irgendwann ein ganz starkes Bedürfnis verspürte. Und wie Leonie mich müde angeschaut hat, als ich winselnd vor ihrem Bett stand. Fast tat sie mir ein wenig leid. Doch tapfer und mit wirklich sehr kleinen Augen ist Leonie auch mitten in der Nacht mit mir Gassi gegangen.
Heute am Montagmorgen war ich nach dem gestrigen Wandertag und der halb durchgemachten Nacht absolut fertig. Ich brauchte meinen Schönheitsschlaf auf dem Sofa. Mein Kopf fühlte sich schwer an und ich wünschte mir ganz viele Streicheleinheiten. Die bekam ich auch. Leonie flüsterte mir ganz lieb ins Ohr: „Lasko nach dem gestrigen Tag hast Du wirklich alle Ohrenkrauler der Welt verdient.“
Doch am späten Nachmittag war unsere Ruhe dahin. Was für ein Erlebnis! Ich war gerade wieder munter und wir gingen in einem kleinen Park spazieren. Als wir zu unserem Apartmenthaus zurückkamen, liefen wir über einen sehr langen Flur im oberen Stockwerk, wo wir wohnen. Wir waren 20 Meter von unserer Wohnungstür entfernt und Leonie ließ mich wie üblich von der Leine. Normalerweise müssen Hunde in unserer Wohnanlage angeleint zu gehen. Doch wenn keiner zuschaut, lässt Leonie mich manchmal die letzten Meter bis zur Wohnungstür frei laufen. Und ich bin ja auch immer ganz brav. Jedenfalls meistens.
Voller Freude auf mein Futter und mein Sofa sprang ich auch heute in großen Galoppsprüngen Richtung Haustür. Doch was war das? Plötzlich bemerkte ich auf der rechten Seite des Flures eine offene Tür zu einem Apartment. Dort wohnt laut Schild, das Leonie mir irgendwann vorgelesen hat, das britische Ehepaar Mordland. Da Apartment hat die Nummer 18. Leonie nennt Frau und Herrn Mordland daher einfach „Nummer 18“.
Ich glaube, dass Leonie die Beiden nicht wirklich gern hat. Einmal hörte ich sie zu einem unserer Freunde sagen, dass Frau Mordland immer sehr böse über die Hunde im Haus schimpfen würde und auch Leonie bereits mehrmals sehr unfreundlich von der Seite wegen mir angesprochen hätte. „Von der Seite?“ Das sagt mir nichts. Ich belle immer geradeaus und direkt nach vorn.
Aber heute – das könnt Ihr mir glauben, roch es verdammt lecker von der Seite bei Nummer 18. Ich konnte mich nicht beherrschen. Da musste ich einfach mal nachschauen gehen, was in diesem Apartment denn nun so lecker roch. Ich gebe zu, ich bin nicht nur verfressen. Ich bin auch ein wenig neugierig.
Ehe Leonie sich versah, war ich durch die halb offene Tür gestürmt und stand im Flur des Apartments der Mordlands. Die Mordlands oder Nummer 18 oder genauer gesagt Frau und Herr Mordland, die leider wirklich und grundsätzlich keine Hunde mögen, fingen furchtbar an zu schreien. Das ältere Ehepaar schrie im Duo, wobei die keifende Stimme von Frau Mordland den Bass von Herrn Mordland um einige Töne übertönte.
Frau Mordland schimpfte auf Englisch und griff dabei mit ihrer rechten Hand nach einem langen Besen, um auf mich damit loszugehen. Dabei hatte ich doch nur nachsehen wollen, warum es bei Nummer 18 so lecker roch. Beleidigt zog ich mich schnell zurück. So gut ist die britische Küche nun wirklich nicht, dass ich mir dafür meine Hundenase verbrenne oder gar einen Schlag mit dem Besen riskiere. Nach drei Hundesekunden (die übrigens noch schneller vergehen als Menschensekunden) war ich wieder auf dem Gang.
Doch das Ehepaar Mordland lief aus ihrem Apartment heraus und hinter mir her. Leonie stand etwas bleich auf dem Flur und schaute ängstlich auf die wütend gestikulierenden englischen Herrschaften. Beide bauten sich zusammen vor Leonie auf und schrien entsetzlich auf sie ein. Leonie schien die ganze Angelegenheit höchst peinlich zu sein. Jedenfalls wechselte sie ihre Gesichtsfarbe und stotterte so etwas wie: „sorry, sorry“.
Das habe ich nicht verstanden. Ich meine, ich verstehe den Begriff sorry. Doch was ich gar nicht verstehen kann, ist, warum Leonie sich entschuldigte. Es war doch gar nichts passiert. Manchmal sind Zweibeiner und ihre merkwürdigen Verhaltensweisen für mich einfach ein Rätsel.
Doch Leonie entschuldigte sich weiter. Sie entschuldigte sich sogar mehrmals in allen möglichen Sprachen. Nur gebellt hat sie leider nicht. Das hätte sie mal besser machen sollen. Ein stolzes Verbellen macht immer Eindruck. Das muss ich ihr noch mal beibringen. Auf Leonies Entschuldigungen schienen die Nummer 18 Bewohner überhaupt nicht zu stehen. Frau Mordland schimpfte weiter laut auf dem Flur hinter Leonie her. Herr Mordland grummelte vor sich hin und verschwand in seinem Apartment. Leonie hatte mich am Halsband gepackt und zog mich eilig zu unserem Apartment.
Frau Mordland watschelte mit ihren Armen fuchtelnd hinter uns her. Sie verfolgte uns mit britischen Schimpfwörtern bis zu unserer Apartmenttür. Leonie schloss mit zittriger Hand die Tür auf und verschwand dann mit mir schnell nach drinnen. Sie knallte die Tür zu und lehnte sich mit dem Rücken an die Tür. So als wenn sie Angst hätte, dass Frau Mordland noch die Tür eindrücken würde. Draußen schimpfte Frau Mordland weiter.
Da wir drinnen sicher schienen und endlich wieder unter „uns Rudel“ waren, erklärte mir Leonie dass die Nummer 18 Menschen sich beim Präsidenten über uns beschweren wollten. Soviel hatte sie jedenfalls verstanden. Der Präsident dieser Apartmentanlage scheint so etwas wie ein Oberwolf zu sein. Ob dieser Oberwolf nun uns