"Wenn Du absolut nach Amerika willst, so gehe in Gottesnamen!". Heinrich Lienhard. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Heinrich Lienhard
Издательство: Bookwire
Серия: Das volkskundliche Taschenbuch
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783857919183
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Slidell war ausserdem ermächtigt, der mexikanischen Regierung ein Kaufangebot zu unterbreiten. Wenn Mexiko die Rio-Grande-Grenze anerkennen würde, übernähmen die USA die mexikanischen Schulden gegenüber amerikanischen Gläubigern. Des Weiteren sollte Slidell der Regierung die Summe von fünfundzwanzig Millionen Dollar für die Abtretung von Kalifornien anbieten. Doch als Slidell in Mexiko eintraf, war die Regierung gestürzt worden, und die neuen Machthaber weigerten sich, ihn zu empfangen. Präsident Polk erhielt diese Nachricht am 13. Januar 1846 und liess darauf seine Truppen vom Nueces an den Rio Grande vorrücken. Gleichzeitig bereitete er eine Kriegserklärung vor mit der Begründung, Mexiko weigere sich, seinen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen und Verhandlungen aufzunehmen. Doch die mexikanische Regierung lieferte ihm kurz darauf einen besseren Grund. Am 25. April überschritten mexikanische Truppen den Rio Grande und schlugen einen kleinen Verband amerikanischer Soldaten in die Flucht. Am 13. Mai 1846 erklärte der Kongress den Kriegszustand zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko.

      Die Kriegshandlungen dauerten knapp ein Jahr und endeten mit der Wiedereinnahme von Los Angeles durch US-Truppen am 10. Januar 1847. Am 2. Februar 1848 unterzeichneten Vertreter beider Staaten den Vertrag von Guadalupe Hidalgo. Mexiko musste seine Provinzen Kalifornien und Neu-Mexiko an die Vereinigten Staaten abtreten und den Rio Grande als Grenze von Texas anerkennen. Die USA sollten dafür fünfzehn Millionen Dollar bezahlen sowie die Forderungen amerikanischer Gläubiger gegenüber Mexiko erfüllen. Die Vereinigten Staaten erweiterten ihr Gebiet mit dieser Regelung um die heutigen Staaten Kalifornien, Arizona, Nevada, Utah sowie Teile der Staaten Wyoming, Colorado und Neu-Mexiko. Mit Ausnahme von Alaska, Hawaii und einigen später vorgenommenen Grenzberichtigungen hatten die USA damit ihre heutige Ausdehnung erreicht.

       Der California Trail

      Diese Auswanderergruppe von 1841 umfasste rund fünfzig Personen und ging, nach ihrem Captain John Bartleson benannt, als «Bartleson Party» in die Geschichte des Trails ein. Die Leute wussten damals über ihr Reiseziel lediglich, dass es im Westen lag und dass sie bis zu den Rocky Mountains zwei Trails folgen konnten: dem Handelstrail nach Santa Fé in Neu-Mexiko oder dem Pelzhändlertrail über Fort Laramie und von dort weiter nach Westen durch das Oregon Territory. Sie hatten aber Glück, denn kurz vor ihrer Abreise trafen sie eine kleine Gruppe von Missionaren, die nach Fort Hall (im heutigen Staat Idaho, damals Teil des Oregon Territory) reisen wollte und der sie sich anschliessen durften. Unter der Führung des bekannten Mountain Man Thomas Fitzpatrick folgten sie den Flüssen Platte, Nord-Platte und Sweetwater, überquerten die Rocky Mountains via South Pass und erreichten am westlichen Fuss des Gebirges den Green River. Hier trafen sie mehrere Trapper, die ihnen erklärten, dass es unmöglich sei, Wagen nach Kalifornien zu bringen, worauf einige der Emigranten umkehrten. In den kommenden Jahren folgten bis auf die Westseite der Rocky Mountains alle Emigranten dieser Route.

      Die Bartleson-Gesellschaft und Missionare bahnten sich in den folgenden Tagen mühsam einen Weg durch schwieriges Gelände bis zum Bear River, dem sie mehrere Tage gemeinsam folgten. Bei Soda Springs zweigte Fitzpatrick mit den Missionaren nach Westen ab, während die Emigranten sich südwärts wandten und das Bear Valley hinunterzogen. Ihre Gruppe hatte sich inzwischen auf dreiunddreissig Leute reduziert, denn einige waren den Missionaren nach Fort Hall gefolgt. Die Fortsetzung der Reise erwies sich als äusserst schwierig und kompliziert, da niemand das Gelände kannte und Reiter es erkunden mussten, während die Gruppe wartete. Sie kamen zum Nordufer des Grossen Salzsees und zogen dann zwischen dem westlichen Rand der Grossen Salzwüste (Great Salt Lake Desert) und Pilot Range nach Süden. Am Südende der Gebirgskette passierten sie den später von Frémont benannten Pilot Peak und setzten ihren Weg nach Südwesten fort. Ihre Tiere waren inzwischen so erschöpft, dass sie die Wagen nach und nach zurücklassen mussten, die letzten sechs im Gosiute Valley. Dort fanden die Emigranten von 1846 letzte Überreste davon. Sie überquerten an unbekannter Stelle die Ruby Mountains und erreichten schliesslich den Mary’s River [Humboldt River], dem sie bis zu seiner Senke folgten. Obwohl sie in der Folge zu weit nach Süden gerieten, schafften sie es noch, die Sierra Nevada vor Wintereinbruch zu überqueren.

      Die Bartleson-Gesellschaft hatte damit als erste amerikanische Emigrantengruppe auf direktem Weg nach Westen Kalifornien über Land erreicht, allerdings ohne eine günstige Route gefunden zu haben und unter Zurücklassung der Wagen. Unter ihren Mitgliedern befanden sich Leute, deren Namen noch heute bekannt sind. Einer von ihnen war der Deutsche Charles M. Weber, der nach der Goldentdeckung ein Vermögen erwirtschaftete und die Stadt Stockton gründete, ein anderer war der US-Amerikaner John Bidwell (weshalb die Gesellschaft in der Literatur auch «Bidwell-Bartleson-Party» genannt wird), der nach seiner Ankunft mehrere Jahre für Sutter arbeitete. Nach der Goldentdeckung kaufte er im oberen Sacramento-Tal den grossen Rancho Chico und gründete später die gleichnamige Stadt.

      1842 waren keine Wagen nach Kalifornien unterwegs, aber rund ein Dutzend Männer der Bartleson-Gesellschaft kehrten in die Vereinigten Staaten zurück. Unter ihnen befand sich Joseph B. Chiles, der einem Freund in Kalifornien versprochen hatte, dessen Familie nachzuholen.

      Ende Mai 1843 machte sich Chiles mit einigen Familien und jungen Männern wieder auf den Weg nach Kalifornien. Westlich von Fort Laramie traf er den bekannten Mountain Man Joseph R. Walker, der 1833/34 eine Expedition nach Kalifornien geleitet hatte. In der Hoffnung, gemeinsam einen besseren Weg als 1841 zu finden, engagierte ihn Chiles als Führer für seine Gruppe. Bis zum Green River folgten sie dem Trail von 1841, zogen dann aber, nachdem sie den Fluss durchquert hatten, etwa drei Tagesetappen weiter nach Südwesten. Hier hatte inzwischen James Bridger, ein anderer bekannter Mountain Man, zusammen mit einem Partner einen Handelsposten errichtet. Fort Bridger (im heutigen Staat Wyoming) lag auf halbem Weg zwischen Fort Laramie und Fort Hall und entwickelte sich in den kommenden Jahren zu einer von den Emigrantengruppen geschätzten Zwischenstation. Anders als zwei Jahre vorher ging Chiles diesmal bis nach Fort Hall. Hier teilte sich die Gruppe auf, da nicht genügend Lebensmittel für alle vorhanden waren. Chiles ritt mit dreizehn Männern weit nach Nordosten bis Fort Boise (an der Grenze zwischen den heutigen Staaten Idaho und Oregon), zweigte dort nach Südwesten ab, umging die Sierra Nevada an ihrem Nordende und traf Mitte November in Sutters Fort ein. Der Winter war jedoch bereits zu weit fortgeschritten, um der Wagengruppe, die sich bei Fort Hall nach Südwesten gewandt hatte, entgegenzureiten, wie es mit Walker vereinbart worden war.

      Walker folgte wahrscheinlich einem alten Trapper-Trail bis zum Mary’s River, anschliessend dem Fluss bis zur Senke und von dort weiter nach Süden, vermutlich in umgekehrter Richtung der Route folgend, die er 1834 bei seiner Rückkehr in den Osten gewählt hatte. Ende November waren die Zugtiere so erschöpft, dass die Wagen östlich der Sierra Nevada zurückgelassen werden mussten. Im Dezember überquerten er mit den Emigranten die Berge, und nach einem weiteren Monat erreichten sie die ersten Siedlungen in Kalifornien. Walkers Gruppe hatte weitere fünfhundert Meilen des künftigen California Trails zurückgelegt. Es fehlten nun noch die letzten 250 Meilen, das heisst eine Route von der Senke des Mary’s River direkt nach Westen (statt Süden).

      Die späte Ankunft der Chiles-Gesellschaft 1843 hatte zur Folge, dass 1844 die Emigranten in den USA ihre Reise nach Kalifornien ohne neue Informationen in Angriff nehmen mussten. Die Stevens-Gesellschaft, benannt nach Elisha Stevens, setzte sich aus mehreren Familien, einer Anzahl junger Männer und etwa fünfzehn Kindern zusammen, die mit elf Wagen reisten. Als Führer hatten sie Caleb Greenwood engagiert, einen alten