HERMANN SCHEER
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Der energethische Imperativ:
Wie der vollständige Wechsel zu erneuerbaren
Energien zu realisieren ist
Verlag Antje Kunstmann
Für Lilli Scheer
geb. 21.2.2004
INHALT
Einleitung ENERGIEWECHSEL: DIE ULTIMATIVE HERAUSFORDERUNG
1. KEINE ALTERNATIVE ZU ERNEUERBAREN ENERGIEN: DER LANGE VERDRÄNGTE NATURGESETZLICHE IMPERATIV
A. Die Macht des Bestehenden: Das Weltbild der fossilen und atomaren Energieversorgung
B. Fehleinschätzungen: Die Hermetik konventionellen Energiedenkens
C. 100 Prozent-Szenarien: Von technischen Möglichkeiten zu Strategien
D. Strukturkonflikt: Das Spannungsverhältnis zwischen konträren Energiesystemen
E. Mobilmachung: Der Energiewechsel als gesamtpolitische Herausforderung
2. METHODEN UND PSYCHOLOGIE DER VERLANGSAMUNG: LÄHMUNGEN, AUFSCHÜBE UND (UN)FREIWILLIGE ALLIANZEN
A. Organisierter Minimalismus: Weltklimakonferenz und Emissionshandel in der Konzeptfalle
B. Brüchige Brücken: Atomenergie und CCS-Kraftwerke um jeden Preis?
C. Markt-Autismus: Die vier Wettbewerbslügen über erneuerbare Energien
D. Mangelnde politische Zivilcourage: Das Ausspielen der Zukunft durch die Gegenwart
3. SUPERGRIDS ALS PSEUDOPROGRESSIVE BREMSE: DESERTEC- UND NORDSEEPROJEKT ALS NEUE GIGANTOMANIE
A. Supergrids: Langwierige Umwege zu erneuerbaren Energien
B. Technologie ohne Soziologie: Das unkalkulierbare Desertec-Projekt
C. Windige Rechnungen: Die wirtschaftlichen Konsequenzen von Seatec
D. Prioritätenkonflikt: Der politische Missbrauch von Supergrid-Konzepten gegen dezentrale Stromerzeugung
TEIL II MENSCHEN, GESTALTUNGSRÄUME UND TECHNOLOGIEN FÜR 100 PROZENT ERNEUERBARE ENERGIE
4. BESCHLEUNIGUNG: FREIE ENTFALTUNG ERNEUERBARER ENERGIEN STATT TECHNOKRATISCHER PLANIFIKATION
A. Systembrecher: Das wachsende technologische Potenzial für Energieautonomien
B. Akteure: Die gesellschaftliche und ökonomische Bewegung zu erneuerbaren Energien
C. Vorränge: Der zeitgemäße ordoliberale Rahmen für eine gesellschaftsfähige Energieversorgung
D. Gemeingut: Die Schlüsselrolle kommunaler Energievorsorge
5. PRODUKTIVE FANTASIE: DER ENERGIEWECHSEL ALS ÖKONOMISCHER IMPERATIV
A. Synergien: Neue Produkte für multifunktionale Anwendungen
B. Konversionen: Die Umwidmung unproduktiver Wirtschaftszweige
C. Befreiung: Die Chance der Entwicklungsländer und eine »Desert-Economy«
D. Vorbeugung: Die Zukunftschance der Energieexportländer
6. »AGENDA 21« RELOADED: WELTFÖDERALE INITIATIVEN ZUM ENERGIEWECHSEL
A. 350 ppm: CO2-Rückholaktionen für expandierende Land- und Forstwirtschaften
B. »Nullzins« für Nullemission: Entwicklungsfinanzierung für erneuerbare Energien
C. Humanpotenzial: Internationale Ausbildungsoffensiven und die Rolle der IRENA
D. Die Abwicklung des Atomzeitalters: Ausstieg aus der Atomenergie durch weltweites Atomwaffenverbot
7. WERTENTSCHEIDUNG: GESELLSCHAFTSETHIK STATT ENERGIEÖKONOMISMUS
VORWORT
In Sachbüchern kommt das Wörtchen »ich« selten vor, auch in diesem. Aber da, wo es vorkommt, liegt der Schlüssel zum Verständnis dieses Buches, auch seines Autors Hermann Scheer, der noch erleben musste, wie eine deutsche Regierung den Ausstieg aus dem Ausstieg probte, aber nicht mehr erleben konnte, wie – nach Fukushima – der Deutsche Bundestag im Konsens den beschleunigten Ausstieg beschloss.
Am Schluss der Einleitung zu diesem Buch, das er als »Navigationshilfe für Durchbruchsstrategien« verstanden wissen will, bekennt Scheer:
»Mein Ausgangspunkt sind nicht die erneuerbaren Energien, sondern ist die Gesellschaft – aus der Erkenntnis, welche elementare Bedeutung der Energiewechsel für deren Zukunftsfähigkeit hat. Ich bin nicht von den erneuerbaren Energien zur Politik für diese gekommen, sondern aus meiner Problemsicht und von meinem Verständnis politischer Verantwortung zu den erneuerbaren Energien. Der Wechsel zu erneuerbaren Energien hat eine zivilisationsgeschichtliche Bedeutung. Deshalb müssen wir wissen, wie wir ihn beschleunigen können. Knapp sind nicht die erneuerbaren Energien, knapp ist die Zeit.« (S. 31f.)
Scheer hätte auch schreiben können: »Ich bin kein Fan einer neuen Technik, erst recht kein Technokrat. Ich bin ein durch und durch politischer Mensch, der sich Sorgen macht um seine Gesellschaft und ihre Zukunft. Deshalb ist dieses Buch auch einem sechsjährigen Kind gewidmet.«
Weil Hermann Scheer ein politischer Mensch war, fragte er, welche Interessen für und gegen den Umstieg auf erneuerbare Energien zu mobilisieren wären. Und er befand, dass eine dezentrale Erzeugung von Energie notwendig mit den Interessen – und der Macht – der Energieriesen zusammenprallen musste, die von wenigen Zentralen aus das Land mit Strom oder Öl versorgten. Er setzte daher von Anfang an auf die vielen wachen Bürgerinnen und